Unerfüllter Kinderwunsch: Was kannst Du tun um Deinen Traum zu erfüllen

Unerfüllter Kinderwunsch: Was kannst Du tun?

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Carolin Kaulfersch ist als Medical Writer und Autorin für die Themen Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Reproduktionsmedizin tätig. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass es nicht selbstverständlich ist, ein Kind zu haben und möchte daher andere Paare empathisch und informativ auf ihrem Weg zum Wunschkind unterstützen.

Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch

Fruchtbarkeit nimmt immer weiter ab

Was sollte ich bei einem unerfüllten Kinderwunsch tun?

Welche Behandlungen helfen bei ungewollter Kinderlosigkeit?

Emotionale Unterstützung in der Kinderwunschzeit

The best moms are not moms yet

Das Wichtigste im Überblick über einen unerfüllten Kinderwunsch:

●      Jedes sechste Paar hat laut WHO einen unerfüllten Kinderwunsch.

●      Die Ursachen liegen gleichermaßen beim Mann und bei der Frau.

●      Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung kann die Fruchtbarkeit positiv beeinflussen.

●      Bestimmte Vitamine und Mikronährstoffe können die Fruchtbarkeit von Mann und Frau unterstützen.

●      Psychologische Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder Online-Communitys können Paare in der Kinderwunschzeit unterstützen.

Große emotionale Herausforderung

Der Wunsch Eltern zu werden, ist für viele Paare einer der tiefsten und wichtigsten Lebensträume und ein zentraler Bestandteil ihrer Familienplanung. Doch manchmal läuft nicht alles nach Plan und die erhoffte Schwangerschaft lässt auf sich warten.

Unerfüllter Kinderwunsch ist eine enorme emotionale Herausforderung und psychische Belastung. Erschwerend kommt hier jedoch hinzu, dass dieses Gesprächsthema in unserer Gesellschaft immer noch tabuisiert wird. Es fehlt an Ehrlichkeit, Erfahrung und Einfühlsamkeit. Deshalb möchten wir hier offen darüber sprechen und dir erklären, was mögliche nächste Schritte sind, wenn Du nach wie vor ungewollt kinderlos bist.

Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch

Der Grund, warum über ungewollte Kinderlosigkeit kaum gesprochen wird, ist nicht, weil es niemanden betrifft, sondern weil es immer noch ein Tabuthema ist, das mit Scham und Stigma besetzt ist.

Eines von sechs Paaren gilt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) als unfruchtbar. Unfruchtbarkeit, auch bekannt als Infertilität, ist wenn ein Paar nach einem Jahr regelmäßigem ungeschützten Geschlechtsverkehr (an den fruchtbaren Tagen der Frau, um den Eisprung herum) nicht schwanger wird.

Die Ursachen sind meist vielfältig und liegen in rund 40 Prozent der Fälle bei der Frau, in rund 40 Prozent der Fälle beim Mann und zu 20 Prozent sind beide Partner betroffen. (Agarwal, 2015) Oft ist eine schlechte Eizellqualität und/oder eine schlechte Spermienqualität ausschlaggebend.

Zu den häufigsten Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch gehören:

●      Hormonelle Störungen (z. B. PCO-Syndrom, Hypogonadismus)

●      Körperliche Ursachen bei der Frau (Verwachsungen aufgrund von Endometriose, Verschluss der Eileiter, Myome, Polypen, Veränderungen in der Gebärmutter)

●      Körperliche Ursachen beim Mann (Antikörper gegen Samenzellen, retrograde Ejakulation, Azoospermie, gestörte Hodenfunktion)

●      Geschlechtskrankheiten (z. B. Chlamydien-Infektion)

●      Infektionskrankheiten

●      Angeborene, bzw. genetische Ursachen

●      Individuelle Lebensweise (Erschöpfung, Stress, Ernährung, Bewegungsmangel, Gewichtsprobleme)

●      Alter, ab einem Alter von Mitte 30 sinkt die Fruchtbarkeit schneller

Fruchtbarkeit nimmt immer weiter ab

Diese ist laut wissenschaftlichen Studien nämlich seit 1970 um über 50% gesunken und sinkt jährlich weiter. (Bongaarts, 2022) Die Geburtenrate sinkt immer weiter, da sich Frauen immer später oder seltener für die Mutterschaft entscheiden. Denn die Eizellqualität nimmt mit zunehmendem Alter der Frau rasant ab.

Selbst bei gesunden Paaren mit regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr sind die Chancen innerhalb des Zyklus schwanger zu werden sehr gering. Abhängig vom Alter betragen diese meist nur 10-30 %.

Es besteht also kein Grund, sich mit diesen Problemen alleingelassen zu fühlen. Und es besteht auch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, denn Fruchtbarkeit kann gesteigert werden.

Was sollte ich bei einem unerfüllten Kinderwunsch tun?

Hier erfährst Du, was Du tun kannst, wenn Du sehnlichst auf diesen zweiten Strich am Schwangerschaftstest wartest.

  1. Medizinische Untersuchung

Paare mit unerfülltem Kinderwunsch sollten unbedingt eine medizinische Untersuchung beider Partner durchführen, um mögliche Ursachen zu identifizieren und Behandlungsoptionen aufzuzeigen. Dazu gehören beispielsweise:

●      eine gynäkologische Untersuchung

●      eine Ultraschalluntersuchung bei der Frau mit Abklärung der Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter und Gebärmutterschleimhaut

●      ein Spermiogramm beim Mann zur Überprüfung der Spermienqualität

●      eine Blutanalyse bei beiden Partnern zur Analyse des Hormonstatus.

Ebenso kann bei Verdacht auf eine Infektion eine mikrobiologische Untersuchung stattfinden, bei der Proben aus der Vagina oder von der Gebärmutterschleimhaut genommen und im Labor analysiert werden.

Die erste Anlaufstelle sind meist die Gynäkolog:in für die Frau sowie die Androlog:in für den Mann.

Eine eingehende Untersuchung und die medizinische Anamnese beider Partner ist entscheidend für den weiteren Behandlungsplan.

Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von einem gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und einer optimalen Versorgung von Vitaminen und Mikronährstoffen bis zu Methoden der modernen Reproduktionsmedizin wie künstlicher Befruchtung mittels Hormontherapie, Insemination oder auch In-Vitro-Fertilisation (IVF) oder ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion).

  1. Lebensstil und Ernährung anpassen

Ein aktiver Lebensstil mit einer gesunden Ernährung, können die Fruchtbarkeit sowohl bei Männern als auch bei Frauen positiv beeinflussen. Rauchen, Alkoholkonsum und Stress haben dagegen einen negativen Einfluss auf eine Schwangerschaft.

  1. Unterstützung durch Vitamine & Mikronährstoffe

Wissenschaftliche Studien haben einen positiven Effekt von gewissen Mikronährstoffen auf die weibliche und die männliche Fruchtbarkeit aufgezeigt. (Arhin, 2017) Entscheidend ist hier die Qualität, die Bioverfügbarkeit der Wirkstoffe und eine effektive Dosierung, die wissenschaftlichen Studien entspricht.

Wichtige Nährstoffe für die Frau sind:

●      Coenzym Q10 in Form von Ubiquinol für die Follikelreifung

●      Omega-3-Fettsäuren mit min. 250mg DHA für eine antientzündliche Wirkung

●      Antioxidantien wie Alpha-Liponsäure, NAC (N-Acetyl-Cystein), und Selen für den Schutz der Eizellen vor oxidativem Stress

●      Myo-Inositol für die Unterstützung der Eierstockfunktion und einen regelmäßigen Menstruationszyklus

●      Folat, die bioverfügbare Form von Folsäure für die Zellteilung

Wichtige Nährstoffe für den Mann sind:

●      Omega-3 Fettsäuren für eine antientzündliche Wirkung und eine Steigerung des Testosteronspiegels

●      Antioxidantien wie Trans-Resveratrol, Myo-Inositol für den Schutz der Samenzellen

●      Folat, die bioverfügbare Form von Folsäure für die Zellteilung

Welche Behandlungen helfen bei ungewollter Kinderlosigkeit?

Wenn Du nach einem Jahr regelmäßigem Geschlechtsverkehr noch nicht schwanger geworden bist oder bereits zwei oder mehr Fehlgeburten hattest, solltest Du gemeinsam mit deinem Partner Unterstützung in einem Kinderwunschzentrum suchen.

Behandlung durch Medikamente

●      Hormonbehandlungen: Eine hormonelle Stimulation der Eierstöcke kann dabei helfen, die Follikelreifung zu verbessern und den Eisprung auszulösen. Bei Schilddrüsenerkrankungen sollte eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen erfolgen, um den TSH-Wert optimal einzustellen.

●      Behandlung von zugrunde liegenden Erkrankungen: Wenn eine Erkrankung wie Endometriose oder das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch ist, kann die Behandlung dieser Erkrankung die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen.

Künstliche Befruchtung

●      Intrauterine Insemination (IUI): Eine IUI ist häufig die erste Kinderwunschbehandlung, die bei leicht eingeschränkter Fruchtbarkeit empfohlen wird. Hier werden befruchtungsfähige Spermien direkt in die Gebärmutter eingeführt, um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.

●      In-vitro-Fertilisation (IVF): Eine IVF wird insbesondere bei Fruchtbarkeitsstörungen der Frau durchgeführt, zum Beispiel aufgrund von Endometriose oder verschlossenen Eileitern. Hier werden nach hormoneller Stimulation möglichst viele Eizellen entnommen. Die gewonnenen Eizellen werden danach im Labor mit aufbereiteten Samenzellen befruchtet. Die befruchteten Eizellen (Embryonen) werden nach 2-5 Tagen in die Gebärmutter eingesetzt.

●      Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI): Bei einer ICSI-Behandlung wird eine einzelne Samenzelle direkt in eine Eizelle injiziert. Diese Methode wird oft bei männlicher Unfruchtbarkeit angewendet.

Weiterführende Diagnostik

●      Laparoskopie: Ein minimal-invasiver Eingriff, der zur Diagnose und Behandlung von Erkrankungen wie Endometriose oder blockierten Eileitern eingesetzt werden kann.

●      Hysteroskopie: Ein Verfahren, bei dem ein dünnes, beleuchtetes Instrument in die Gebärmutter eingeführt wird, um Anomalien zu diagnostizieren und zu behandeln.

●      Genetische Beratung: Wenn dein Kinderwunsch schon länger unerfüllt ist, Du vor einer assistierten Reproduktion stehst oder Du bereits mehrere Fehlgeburten hinter dir hast, kann eine humangenetische Beratung sinnvoll sein, bei der Chromonsomenanalysen und Gentests durchgeführt werden.

Emotionale Unterstützung in der Kinderwunschzeit

Die Zeit des Wartens ist für die meisten betroffenen Paare eine Ausnahmesituation, die körperlich und seelisch sehr belastend sein kann – für die Gesundheit, für die Beziehung und für das eigene Wohlbefinden. Deshalb empfiehlt es sich psychologische Hilfe bzw. eine psychosoziale Beratung in Kinderwunschzentren, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder auch Online Foren in Anspruch zu nehmen, um in diesen schweren Zeiten Beistand zu finden.

Denn selbst wenn psychische Probleme nicht die Ursache für Kinderlosigkeit sind, können sie doch die Folge davon werden. Deshalb wurde der Fachbereich gynäkologische Psychologie gegründet. Hier wird der Zusammenhang zwischen Psyche, Stress und unerfülltem Kinderwunsch genauer diskutiert, um kinderlose Paare entweder bei ihrem Kinderwunsch zu unterstützen oder auf ihrem neuen Lebensweg Beistand zu leisten.

In Selbsthilfegruppen können sensible Themen offen und ohne Furcht vor Stigmatisierung angesprochen, Erfahrungen mit Gleichgesinnten ausgetauscht und neue Sichtweisen bzw. Hoffnungsschimmer gewonnen werden.

The best moms are not moms yet

Eine ausbleibende Schwangerschaft kann die größte Herausforderung im Leben eines Paares sein. Doch trotz aller Schwierigkeiten, gibt es Wege mit einem unerfüllten Kinderwunsch umzugehen und Dir möglicherweise noch den Traum vom Wunschkind zu verwirklichen. Kinderwunschpaare können offen über ihre Gefühle sprechen, professionellen Unterstützung suchen, ihren Lebensstil anpassen, und auf Selbstfürsorge achten, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Elternschaft kann auf viele Arten definiert werden. The best moms are not moms yet

FAQ

Wie hoch sind meine Chancen auf eine Schwangerschaft pro Zyklus?

Eine Studie untersuchte die Veränderung der Fruchtbarkeit abhängig vom reproduktiven Alter und fand heraus, dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft pro Zyklus bei Frauen im Alter von 19-26 Jahren bei etwa 25% liegt (Dunson, 2002).

Bei Frauen im Alter von 30-34 Jahren lag die Wahrscheinlichkeit bei etwa 20%, während sie bei Frauen im Alter von 35-39 Jahren auf etwa 15% sank.

Was ist das beste Alter zum Schwangerwerden?

Es gibt zwar kein "bestes" Alter zum Schwangerwerden, da dies von individuellen Umständen abhängt, aber die Fruchtbarkeit der Frau ist in ihren 20ern am höchsten und nimmt mit dem Alter ab, insbesondere ab Mitte 30.

Wie lang dauert es, bis man schwanger ist?

Wie lange es dauert, bis man schwanger ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es hängt von vielen Faktoren ab, wie dem Alter beider Partner, ihrer Gesundheit und ihrem Lebensstil, aber auch von Zufall.

In einer deutschen Studie (Gnoth, 2003) wurde untersucht, wie lange Paare im Durchschnitt brauchen, um schwanger zu werden:

●      80-90% der Paare werden innerhalb von 12 Monaten schwanger: Das bedeutet, dass die meisten Paare innerhalb eines Jahres schwanger werden, wenn sie regelmäßig ungeschützten Geschlechtsverkehr haben.

●      60% werden innerhalb von 6 Monaten schwanger: Die Hälfte der Paare wird also sogar schon innerhalb eines halben Jahres schwanger.

Die Studie zeigte auch, dass das Alter der Frau einen Einfluss auf die Zeit bis zur Schwangerschaft hat. Jüngere Frauen werden tendenziell schneller schwanger als ältere Frauen.

Zahlt die Krankenkasse für eine Kinderwunschbehandlung?

Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterschiedlich geregelt.

In Deutschland sind die gesetzlichen Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen verpflichtet, 50 % der Kosten für eine IVF oder ICSI zu übernehmen. Wichtig: Nur verheirateten Paaren steht eine Kostenübernahme zu.

In Österreich werden die Kosten für eine Kinderwunschbehandlung nicht von der Krankenkasse übernommen. Allerdings können Paare dank des IVF-Fonds 70 % der Behandlungskosten rückerstattet bekommen.

In der Schweiz übernimmt die Grundversicherung bei versicherten Paaren die Kosten für 3 IUI-Zyklen pro angestrebter Schwangerschaft. Die Kosten für IVF oder ICSI müssen, sofern keine Zusatzversicherung abgeschlossen wurde, selbst getragen werden.

Referenzen

Agarwal et al. A unique view on male infertility around the globe. Reproductive Biology and Endocrinology, 2015

Bongaarts et al. Fertility Transition in the Developing World. Springer, 2022.

Arhin et al. Effect of micronutrient supplementation on IVF outcomes: a systematic review of the literature, 2017.

Dunson et al. Changes with age in the level and duration of fertility in the menstrual cycle. Hum Reprod, 2002.

Gnoth et al. Time to pregnancy: results of the German prospective study and impact on the management of infertility, 2003.