Endometriose mit Kinderwunsch

Kinderwunsch mit Endometriose

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Carolin Kaulferschist als Medical Writer und Autorin für die Themen Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Reproduktionsmedizin tätig. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass es nicht selbstverständlich ist, ein Kind zu haben und möchte daher andere Paare empathisch und informativ auf ihrem Weg zum Wunschkind unterstützen.

Endometriose: ein häufiger Grund für ungewollte Kinderlosigkeit

Stadien der Endometriose

Therapie der Endometriose

Kinderwunschbehandlungen bei Endometriose

Erfolgschancen

Wie kann ich schwanger werden mit Endometriose?

Das Wichtigste zum Kinderwunsch bei Endometriose im Überblick:

  • Endometriose ist eine häufige Erkrankung, bei der Gewebe ähnlich der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutterhöhle wächst.
  • Sie betrifft etwa 5-15% der Frauen im fruchtbaren Alter.
  •  Endometriose ist eine der Hauptursachen für Unfruchtbarkeit bei Frauen.
  • Die Erkrankung kann zu starken Schmerzen, Verwachsungen und Zysten führen.
  • Eine Kinderwunschbehandlung kann die Chancen auf eine Schwangerschaft bei Endometriose erhöhen.

Endometriose: ein häufiger Grund für ungewollte Kinderlosigkeit

Endometriose ist eine der häufigsten Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch. Die Erkrankung, bei der Gewebe ähnlich der gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle wächst, betrifft etwa 5-15 % der Frauen im fruchtbaren Alter (Moradi, 2021).

Dabei erschwert Endometriose nicht nur das Schwangerwerden, sondern kann auch zu starken Schmerzen und anderen gesundheitlichen Problemen führen.

Was ist Endometriose?

Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wächst. Diese Ansiedlung von Gewebe kann im Beckenbereich, an den Eierstöcken, Eileitern oder sogar an weiter entfernten Organen wie Darm oder Blase auftreten.

Eine besondere Form der Endometriose ist die Adenomyose, bei der das Endometrium in die Muskelschicht der Gebärmutterwand eindringt. Diese kann zu einer vergrößerten Gebärmutter, starken Schmerzen und einer eingeschränkten Fruchtbarkeit führen.

Stadien der Endometriose

Die American Society for Reproductive Medicine (ASRM) teilt Endometriose in vier Stadien ein:

  • Stadium I (minimal): Kleine Endometrioseherde ohne große Verwachsungen.
  • Stadium II (mild): Mehrere oberflächliche Herde und leichte Verwachsungen.
  • Stadium III (moderat): Tiefer infiltrierende Herde, Endometriosezysten an den Eierstöcken ("Schokoladenzysten") und deutliche Verwachsungen.
  • Stadium IV (schwer): Ausgeprägte Endometriose mit großen Zysten, schweren Verwachsungen und Befall mehrerer Organe.

Wie beeinflusst Endometriose die Fruchtbarkeit?

Endometriose kann die Fruchtbarkeit auf verschiedene Weise beeinträchtigen:

  • Verwachsungen: Endometriose kann zu Verwachsungen oder Verklebungen im Bauchraum führen, die ein mechanisches Hindernis darstellen können und das normale Zusammenspiel der Fortpflanzungsorgane stören. Verklebungen können die Eileiter verschließen oder verformen, sodass die Eizelle nicht transportiert werden kann. Endometrioseherde auf oder um die Gebärmutter können deren Form oder Beweglichkeit beeinträchtigen und den Weg für die Spermien erschweren.
  • Endometriosezysten (Endometriome): Endometriome können das gesunde Eierstockgewebe verdrängen, wodurch die Anzahl verfügbarer Eizellen reduziert wird. Entzündungsprozesse im Bauchraum und oxidative Prozesse, die von den Zysten ausgehen, können die Eizellqualität mindern.
  • Entzündungsprozesse: Entzündungen schädigen die Mikroumgebung, in der die Eizellen reifen. Entzündungsstoffe können die Beweglichkeit und Lebensfähigkeit der Spermien reduzieren. Die Gebärmutterschleimhaut wird durch die Entzündung weniger empfänglich für eine Einnistung.
  • Hormonelle Ungleichgewichte: Hormonelle Dysbalancen können dazu führen, dass der Eisprung unregelmäßig oder gar nicht stattfindet. Ein Mangel an Progesteron kann die Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung beeinträchtigen

Studien zeigen, dass Frauen mit Endometriose eine höhere Wahrscheinlichkeit für Unfruchtbarkeit haben als Frauen ohne die Erkrankung. Schätzungen zufolge haben 30 bis 50 % der betroffenen Frauen Schwierigkeiten, auf natürlichem Weg schwanger zu werden (Bulletti, 2010).

Diagnose und Behandlung der Endometriose

Diagnose

Die Diagnose von Endometriose erfolgt meist durch eine Kombination aus folgenden Untersuchungen:

  • Anamnese: Ein ausführliches Gespräch mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin über deine Krankengeschichte und Symptome (z. B. Unterleibsschmerzen, Auffälligkeiten bei deinem Monatszyklus) ist der erste Schritt zur Abklärung einer Endometriose.
  • Gynäkologische Untersuchung: Durch Abtasten können Verhärtungen oder Knoten im Becken- und Bauchraum festgestellt werden, die auf Endometriose hindeuten können.
  • Bildgebende Verfahren: Eine Ultraschalluntersuchung kann dabei helfen, Endometriosezysten an den Eierstöcken zu erkennen. Ein MRT bietet detailliertere Bilder und kann tiefe Endometriose sichtbar machen.
  • Laparoskopie (Bauchspiegelung): Eine Bauchspiegelung ist operative Behandlung und Endometriose-Diagnostik zugleich. Durch kleine Schnitte im Bauchraum kann der Arzt mit einer Kamera die Organe betrachten und Endometrioseherde direkt erkennen und gleichzeitig entfernen.
  • Endotest: Seit 2021 gibt es einen neuartigen Test auf dem Markt, bei dem Endometriose im Speichel nachgewiesen werden kann. Dieser Test kostet knapp 800 EUR und wird aktuell nicht on den Krankenkassen erstattet.

Therapie der Endometriose

Die Therapie der Endometriose richtet sich nach den individuellen Beschwerden, einem bestehendem Kinderwunsch und dem Schweregrad der Erkrankung. Es gibt verschiedene Ansätze:

  • Bauchspiegelung mit Entfernung der Endometrioseherde: Ziel von operativen Eingriffen ist die chirurgische Entfernung der Endometrioseherde und Zysten, um die Schmerzen zu lindern und die Fruchtbarkeit zu verbessern. In schweren Fällen kann auch eine größere Operation nötig sein.
  • Hormontherapie: Eine hormonelle Behandlung mit Medikamenten wie GnRH-Agonisten oder Progesteron können das Wachstum von Endometrioseherden hemmen, sind jedoch meist nicht mit einem Kinderwunsch vereinbar.
  • Schmerzlinderung: Medikamentöse Therapien mit Schmerzmittel und Entzündungshemmer können akute Schmerzen lindern. Ergänzende Therapien wie Akupunktur, Osteopathie, Physiotherapie oder Entspannungstechniken können ebenfalls helfen, die Schmerzen zu reduzieren.

Kinderwunschbehandlungen bei Endometriose

Die gute Nachricht ist, dass viele Frauen trotz Endometriose schwanger werden können. Auch eine spontane Schwangerschaft ist mit Endometriose möglich. Wenn es jedoch auf natürlichem Weg nicht klappt, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die Dir helfen können, die Symptome zu kontrollieren und Deine Fruchtbarkeit zu verbessern.

Wenn eine natürliche Schwangerschaft nicht eintreten will, kann eine künstliche Befruchtung eine Option sein. Folgende Methoden kommen infrage:

In-vitro-Fertilisation (IVF): Die Eizellen werden außerhalb des Körpers befruchtet und der Embryo wird dann in die Gebärmutter eingesetzt. IVF ist besonders effektiv bei Endometriose, da sie die Umgehung von Verwachsungen ermöglicht.

Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI): Eine einzelne Samenzelle wird direkt in die Eizelle injiziert. ICSI ist eine Option, wenn die Spermienqualität eingeschränkt ist.

Insemination (IUI): Aufbereitete Spermien werden direkt in die Gebärmutter eingebracht. IUI ist bei Endometriose oft weniger erfolgreich als IVF oder ICSI, da Entzündungen und Verwachsungen die Wanderung der Spermien zur Eizelle behindern können.

Erfolgschancen

Die Erfolgschancen hängen vom Stadium der Endometriose, dem Alter der Frau, der Eizellreserve, der Spermienqualität, der Erfahrung des Kinderwunschzentrums und weiteren Faktoren ab.

Studien zeigen, dass IVF bei Endometriose-Patientinnen oft erfolgreich ist, insbesondere wenn zuvor Endometrioseherde entfernt wurden. (Zhong, 2021)

Die Chancen auf eine Schwangerschaft sind am höchsten, wenn die Frau jünger als 35 Jahre ist und nur eine leichte Endometriose hat. (Morcel, 2024)

Wie kann ich schwanger werden mit Endometriose?

Die gute Nachricht: Schwanger werden mit Endometriose ist möglich!

Zusätzlich zur medizinischen Behandlung haben wissenschaftliche Studien aufgezeigt, dass gewisse Nährstoffe die Eizellqualität auch bei Endometriose Patientinnen verbessern. Entscheidend sind hier Coenzym Q10 in Form von Ubiquinol, Vitamin D, Omega-3 Fettsäuren und zahlreiche Antioxidantien wie Alpha-Liponsäure. (Hart, 2024)

Wichtig ist auch ein gesunder und aktiver Lebensstil, das Vermeiden von Stress und das Reduzieren von Rauchen und Alkoholkonsum.

Endometriose mag den Weg zur Elternschaft komplizieren, aber sie kann ihn nicht vollständig blockieren. Durch die Entwicklungen der Reproduktionsmedizin gibt es Hoffnung und Wege, den Traum vom Elternwerden zu realisieren, selbst bei dieser herausfordernden Erkrankung.

Fazit

Endometriose ist eine komplexe Erkrankung, die den Kinderwunsch vieler Frauen beeinflusst. Durch die Fortschritte in der Diagnostik und Therapie, insbesondere in der Reproduktionsmedizin, gibt es jedoch Hoffnung und realistische Chancen auf eine Schwangerschaft. Eine frühzeitige Diagnose und individuelle Behandlung, kombiniert mit einem gesunden Lebensstil, einer ausgewogenen, anti-entzündlichen Ernährung und der ausreichenden Versorgung mit hochwertigen Mikronährstoffen, die die Eizellqualität unterstützen können, ebnen den Weg zum Wunschkind.

FAQ:

Was sind typische Symptome bei Endometriose?

Typische Symptome bei Endometriose können sehr vielfältig sein und reichen von mild bis schwer. Die Ausprägung der Symptome steht nicht immer im Zusammenhang von Endometriose mit dem jeweiligen Schweregrad. Manche Frauen haben trotz ausgeprägter Endometriose wenige oder gar keine Beschwerden, während andere mit milderen Formen stark beeinträchtigt sind. Meistens handelt es sich um zyklische Schmerzen, die um die Periode herum auftreten

Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  • Starke Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhoe)
  • Chronische Unterbauchschmerzen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • Starke oder verlängerte Blutungen (Menorrhagie)
  • Zwischenblutungen
  • Blähungen und Bauchschmerzen (Endo-Belly)
  • Übelkeit oder Verdauungsprobleme
  • Erschöpfung und Müdigkeit

Kann eine Schwangerschaft Endometriose heilen?

Nein, eine Schwangerschaft kann Endometriose nicht heilen, aber sie kann die Symptome bei einigen Frauen vorübergehend lindern.

Der Anstieg von Progesteron und die Abwesenheit des Monatszyklus können das Wachstum von Endometrioseherden bei Patientinnen mit Endometriose unterdrücken, da diese oft auf Östrogen angewiesen sind.

Viele Frauen berichten über eine Linderung von Schmerzen während der Schwangerschaft, besonders im späteren Verlauf, wenn der Hormonspiegel stabil ist.

Nach der Geburt und dem Wiedereinsetzen des Menstruationszyklus kehren die Symptome häufig zurück, da die Endometriose nicht dauerhaft beseitigt wird.

Kann Endometriose nach einer Bauchspiegelung wieder auftreten?

Ja, Endometriose kann nach einer Bauchspiegelung wieder auftreten.

Studien zeigen, dass bei etwa 20-50 % der Frauen Endometriose innerhalb von 5 Jahren nach einer Operation erneut auftritt (Guo, 2009).

Ohne eine hormonelle Nachbehandlung können verbliebene oder neu entstehende Herde durch die Monatszyklen wieder aktiviert werden.

Frauen mit schwerer Endometriose (Stadium III oder IV) haben ein höheres Risiko für ein erneutes Wiederauftreten (Rezidiv).

Wodurch wird Endometriose verursacht?

Die Ursachen von Endometriose und die genauen Mechanismen sind noch nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie z.B. zurückfließendes Menstruationsblut, genetische Veranlagung, ein verändertes Immunsystem und hormonelle Einflüsse. Auch Umwelteinflüsse könnten das Risiko für Endometriose erhöhen. Die Forschung arbeitet intensiv daran, die Ursachen besser zu verstehen und neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Wie kann ein Wiederauftreten verhindert werden?

Eine operative Therapie im Zusammenhang mit einer hormonellen Behandlung (z. B. Gestagene oder GnRH-Analoga) kann das Risiko eines Rückfalls reduzieren.

Eine kontinuierliche Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln (z. B. die Pille) kann das Wachstum von Endometrioseherden hemmen.

Frauen mit Endometriose sollten regelmäßige Kontrolltermine bei ihrem Gynäkologen oder in einem speziellen Endometriosezentrum wahrnehmen, um frühzeitig mögliche Rückfälle zu erkennen.

Haben Frauen mit Endometriose häufiger Fehlgeburten?

Ja, Studien deuten darauf hin, dass das Abortrisiko bei Patientinnen mit Endometriose erhöht ist. So ergab eine Meta-Analyse mit über 50.000 Frauen, dass das Fehlgeburtsrisiko bei Schwangeren mit Endometriose 35,8% betrug, verglichen mit 22% bei Frauen ohne Endometriose (Kohl Schwartz, 2017).

Referenzen

Moradi et al. A systematic review on the prevalence of endometriosis in women. Indian Journal of Medical Research, 2021.

Zhong et al. Analysis of IVF/ICSI Outcomes in Endometriosis Patients With Recurrent Implantation Failure: Influence on Cumulative Live Birth Rate. Frontiers in Endocrinology, 2021.

Morcel et al. What is the impact of endometriosis and the AFS stage on cumulative pregnancy rates in IVF programs? Reproductive Health, 2024.

Bulletti et al. Endometriosis and infertility. Journal of Assisted Reproduction and Genetics, 2010.

Hart, Roger J. Nutritional supplements and IVF: an evidence-based approach. Reproductive Biomedicine Online, 2024.

Guo, Sun-Wei. Recurrence of endometriosis and its control. Human Reproduction Update, 2009.

Kohl Schwarz et al. Endometriosis, especially mild disease: a risk factor for miscarriages. Fertility and Sterility, 2017.