Gelbkörperschwäche bei unerfülltem Kinderwunsch

Gelbkörperschwäche bei unerfülltem Kinderwunsch

Author Image

Claudia Gessler-Zwickl ist Gründerin von FERTILABS. Als ehemalige Kinderwunschpatientin setzt sie sich mit viel Leidenschaft dafür ein, andere Betroffene auf ihrem Weg zum Wunschkind zu unterstützen und das Tabuthema "unerfüllter Kinderwunsch" zu entkräften. Gemeinsam mit einem Team führender Ärzte hat sie VILAVIT entwickelt – ein innovatives Fruchtbarkeitspräparat, das sowohl die weibliche als auch die männliche Fruchtbarkeit fördert.

Der Zusammenhang zwischen Gelbkörperschwäche und Kinderwunsch

Wie beeinflusst eine Gelbkörperschwäche den Kinderwunsch?

Symptome einer Gelbkörperschwäche

Ursachen der Gelbkörperschwäche

Diagnose der Gelbkörperschwäche

Behandlungsmöglichkeiten bei Gelbkörperschwäche

Das Wichtigste zu Gelbkörperschwäche bei Kinderwunsch im Überblick

  • Gelbkörperschwäche ist eine hormonelle Störung, bei der der Körper nicht ausreichend Progesteron produziert.
  • Progesteron fördert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut.
  • Ein Mangel an Progesteron erschwert die Einnistung einer befruchteten Eizelle.
  • Symptome sind verkürzte Zyklen, PMS, Gewichtszunahme, Schlafstörungen sowie Fehlgeburten.
  • Die Diagnose einer Gelbkörperschwäche erfolgt durch Zyklusbeobachtung und Bluttests.
  • Zu den Behandlungsmöglichkeiten zählen Progesterontherapie und Eisprungauslösende Medikamente.

 Die Gelbkörperschwäche (Lutealinsuffizienz), ist eine Störung der Produktion des Gelbkörperhormons, auch Progesteron genannt. In diesem Artikel möchten wir die wissenschaftlichen Hintergründe der Gelbkörperschwäche näher betrachten, ihre Auswirkungen auf den unerfüllten Kinderwunsch erklären und mögliche Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen.

Was ist ein Gelbkörper und in Folge eine Gelbkörperschwäche?

 Ein Gelbkörper (corpus luteum) bildet sich nach dem Eisprung aus der leeren Follikelhülle aus der das Ei freigesetzt wurde. Dieses Gewebe produziert das Hormon Progesteron, das wichtig ist, um die Gebärmutterschleimhaut für eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten und aufrechtzuerhalten.

Progesteron spielt eine entscheidende Rolle für eine erfolgreiche Einnistung der befruchteten Eizelle, indem es die Gebärmutterschleimhaut zur Aufnahme einer befruchteten Eizelle stimuliert, die Körpertemperatur erhöht, und die Entwicklung weiterer Eizellen in den Eierstöcken während einer Schwangerschaft unterdrückt.

Bei einer Gelbkörperschwäche wird nicht genug Progesteron produziert, um die Gebärmutterschleimhaut ausreichend zu stabilisieren. Dies kann dazu führen, dass sich eine befruchtete Eizelle nicht in die Gebärmutterschleimhaut einnisten kann.

Wenn die Eizelle jedoch nicht befruchtet wird, bildet sich der Gelbkörper zurück, die Progesteronproduktion sinkt und die Menstruation beginnt.

Der Zusammenhang zwischen Gelbkörperschwäche und Kinderwunsch

Eine unzureichende Progesteronproduktion ist häufig mit wiederholten Einnistungsversagen oder Schwierigkeiten, schwanger zu werden, verbunden. Fehlt das Hormon vollständig, kann eine Schwangerschaft entweder gar nicht zustande kommen oder eine bestehende Schwangerschaft könnte gefährdet sein.

Wie beeinflusst eine Gelbkörperschwäche den Kinderwunsch?

Wenn der Gelbkörper nicht ausreichend Progesteron produziert, kann dies zu einer Reihe von Problemen führen, die den Kinderwunsch beeinflussen:

  • Unzureichend aufgebaute Gebärmutterschleimhaut: Eine unzureichende Progesteronproduktion bedeutet, dass sich die Gebärmutterschleimhaut nicht richtig auf die Einnistung eines Embryos vorbereitet. Dies kann eine Schwangerschaft gänzlich verhindern oder auch das Risiko einer frühen Fehlgeburt erhöhen.
  • Späte oder unregelmäßige Perioden: Frauen mit einer Gelbkörperschwäche haben oft eine verkürzte Lutealphase, was zu unregelmäßigen Menstruationszyklen führt und die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft reduziert.
  • Frühe Fehlgeburten: In einigen Fällen kann eine Gelbkörperschwäche auch das Risiko von Fehlgeburten in den ersten Wochen der Schwangerschaft erhöhen, da die Gebärmutterschleimhaut nicht ausreichend unterstützt wird.

Symptome einer Gelbkörperschwäche

Eine Gelbkörperschwäche zeigt in der Regel keine eindeutigen Symptome und wird daher oft erst im Zuge einer Untersuchung bei unerfülltem Kinderwunsch oder wiederholtem Einnistungsversagen durchgeführt.

Folgende Symptome könnten jedoch Aufschluss auf eine Gelbkörperschwäche geben:

  • Verkürzte zweite Zyklushälfte:  In der Regel dauert die zweite Zyklushälfte nach dem Eisprung zwischen 11 und 15 Tagen. Bei einer Gelbkörperschwäche ist sie jedoch verkürzt und dauert höchstens 10 Tage.
  • Prämenstruelles Syndrom (PMS): Frauen mit einer Gelbkörperschwäche berichten häufig von Symptomen wie Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Brustspannen in der zweiten Zyklushälfte. Kopfschmerzen können ebenfalls vermehrt auftreten.
  • Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen: Ein Progesteronmangel kann zu einer erhöhten Wassereinlagerung im Körper führen. Dies kann sich in Gewichtszunahme und Schwellungen äußern.
  • Schlafstörungen: Ein niedriger Progesteronspiegel kann Schlafprobleme wie Schlaflosigkeit oder unruhigen Schlaf verursachen.
  • Fehlgeburten in einem frühen Stadium der Schwangerschaft. 

Ursachen der Gelbkörperschwäche 

Die Ursachen für eine Gelbkörperschwäche sind komplex und können von Autoimmunerkrankungen bis hin zu Beginn der Wechseljahre reichen. Sie sind häufig schwierig zu ermitteln.

Einige der häufigsten Ursachen sind:

  • Hormonelles Ungleichgewicht: Nach dem Absetzen der Antibabypille, kann es sein, dass sich der Hormonspiegel noch nicht eingependelt hat.
  • Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen der Schilddrüse oder Erkrankungen des Darms, der Bauchspeicheldrüse oder der Nebenniere können ausschlaggebend für eine Gelbkörperschwäche sein.
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS): Frauen mit PCOS haben häufig eine unzureichende Follikelreifung. Dies kann in Folge zu einer Gelbkörperschwäche führen (Meenakumari et al., 2004)
  • Erkrankungen der Eierstöcke: Verschiedene Erkrankungen der Eierstöcke oder eine geringe Stimulation durch eine unzureichende Produktion der Hormone FSH und LH können eine Gelbkörperschwäche verursachen.
  • Stress und Lebensstil: Chronischer Stress, Übergewicht oder starkes Untergewicht können den Hormonhaushalt beeinflussen und die Gelbkörperfunktion beeinträchtigen.
  • Beginn der Wechseljahre: Die Ursache für einen niedrigen Progesteronspiegel kann auch am Beginn der Wechseljahre liegen.

Es gibt Theorien, die besagen, dass eine geringe Eizellqualität zu einer unzureichenden Follikelreifung führt, die in Folge die Produktion von Progesteron verringern (Lingli et al., 2024) 

Diagnose der Gelbkörperschwäche

Die Diagnose einer Gelbkörperschwäche erfolgt über die Dokumentation der Zykluslänge (Messung der Länge der Lutealphase).

Zusätzlich wird in der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung die Konzentration von Progesteron und Östrogen gemessen. Ein Progesteronwert im Serum von weniger als 10 ng/ml wird als Lutealphsendefekt eingestuft. Ein zuverlässiger Messwert wird erzielt, wenn der Progesteronspiegel seinen Höhepunkt erreicht - dies ist in der Regel sechs bis acht Tage nach dem Eisprung der Fall. Daher wird die Blutabnahme meistens um den 20. Zyklustag durchgeführt (Schliep et al., 2014).

Ultraschalluntersuchungen können ebenfalls helfen, um den Zustand der Eierstöcke und den Eisprung zu beurteilen. 

Behandlungsmöglichkeiten bei Gelbkörperschwäche

Wenn eine Gelbkörperschwäche diagnostiziert wird, gibt es verschiedene Behandlungsansätze, die darauf abzielen, die Progesteronproduktion zu unterstützen und den Kinderwunsch zu fördern. Einige der gängigsten Methoden sind:

  • Progesterontherapie: Eine der häufigsten Behandlungen bei Gelbkörperschwäche ist die Gabe von synthetischem Progesteron in Form von Tabletten, Cremes, Zäpfchen oder Injektionen. Häufig werden die Medikamente Duphaston oder Utrogest verschrieben, um die Gebärmutterschleimhaut zu stabilisieren und die Chancen auf eine erfolgreiche Einnistung zu erhöhen.
  • Eisprungauslösende Medikamente: Eisprungauslösende Medikamente wie z.B. Clomifen werden häufig verschrieben, um die Eizellreifung, das Eizellwachstum und in Folge die Qualität des Gelbkörpers zu fördern.
  • Lebenstilanpassungen: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und die Reduzierung von Stress können dazu beitragen, den Hormonhaushalt ins Gleichgewicht zu bringen und somit die Funktion des Gelbkörpers zu unterstützen.

Fazit

Die Gelbkörperschwäche kann eine bedeutende Rolle bei einem unerfüllten Kinderwunsch spielen, da sie die Einnistung und den Erhalt einer Schwangerschaft erschwert. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung, wie die Progesterontherapie oder lebensstilbedingte Anpassungen, können jedoch helfen, die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft zu erhöhen. Es ist wichtig, die Ursachen und Symptome zu erkennen, um individuelle Lösungsansätze zu finden.

Häufig gestellte Fragen zu Gelbkörperschwäche

Kann man mit einer Gelbkörperschwäche schwanger werden?

Frauen mit einer Gelbkörperschwäche können grundsätzlich schwanger werden, solange sie einen Eisprung haben. Allerdings kann es für die Eizelle problematisch sein, sich in der nicht ausreichend vorbereiteten Gebärmutterschleimhaut einzunisten.

Findet trotz Gelbkörperschwäche ein Eisprung statt?

Meist findet trotz Gelbkörperschwäche ein Eisprung statt. Die Gelbkörperschwäche betrifft den Zeitraum nach dem Eisprung, wenn der Gelbkörper nicht genügend Progesteron produziert, um die Gebärmutterschleimhaut für eine Einnistung der befruchteten Eizelle optimal aufzubauen. Obwohl der Eisprung normal stattfindet, kann es durch den Mangel an Progesteron schwieriger sein, schwanger zu werden, bzw. das Risiko einer Frühgeburt erhöhen.

Referenzen

Schliep KC, Mumford SL, Hammoud AO, Stanford JB, Kissell KA, Sjaarda LA, Perkins NJ, Ahrens KA, Wactawski-Wende J, Mendola P, Schisterman EF. Luteal phase deficiency in regularly menstruating women: prevalence and overlap in identification based on clinic

Lingli Shi, Lijuan Cui, Li Yang, Lijia He, Lehan Jia, Wenxin Bai, Lihong Wang, Wenting Xu, Hotspots and frontiers in luteal phase defect research: An in-depth global trend bibliometric and visualization analysis over a 52-year period, Heliyon, 2024

K.J. Meenakumari et al., Effects of metformin treatment on luteal phase progesterone concentration in polycystic ovary syndrome, Endocrine Diseases, 2004