Die Auswirkungen von Schlaf auf den Kinderwunsch

Die Auswirkungen von Schlaf auf den Kinderwunsch

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Claudia Gessler-Zwickl ist Gründerin von FERTILABS. Als ehemalige Kinderwunschpatientin setzt sie sich mit viel Leidenschaft dafür ein, andere Betroffene auf ihrem Weg zum Wunschkind zu unterstützen und das Tabuthema "unerfüllter Kinderwunsch" zu entkräften. Gemeinsam mit einem Team führender Ärzte hat sie VILAVIT entwickelt – ein innovatives Fruchtbarkeitspräparat, das sowohl die weibliche als auch die männliche Fruchtbarkeit fördert.

Schlaf und Fruchtbarkeit: Was Paare wissen sollten

Die Rolle des Schlafs in der Hormonregulation

Schlafmangel und seine Auswirkungen auf die weibliche Fruchtbarkeit

Der Einfluss des Schlafs auf die männliche Fruchtbarkeit

Schlafstörungen und die Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit

Tipps zur Verbesserung des Schlafs bei Kinderwunsch

Das Wichtigste im Überblick zu Schlaf und Kinderwunsch:

  • Schlafqualität und -dauer wirken sich auf den Hormonhaushalt aus, der für den Menstruationszyklus, Eisprung und die Spermienproduktion wichtig ist.
  • Die optimale Schlafdauer für Paare mit Kinderwunsch beträgt 7–8 Stunden Schlaf pro Nacht. 
  • Schlafmangel stört die Produktion wichtiger Fortpflanzungshormone.
  • Schlafstörungen wie unregelmäßige Schlafzeiten und Schlafapnoe oder Insomnie können die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen.

Schlaf und Fruchtbarkeit: Was Paare wissen sollten

Viele Faktoren können die Fruchtbarkeit und die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft beeinflussen. Neben offensichtlichen Aspekten wie Ernährung und Bewegung spielt auch Schlaf – oder Schlafmangel – eine wichtige Rolle bei der Erfüllung des Kinderwunsches.

Studien deuten darauf hin, dass Schlafqualität, -dauer, Schlaflosigkeit und schlafbezogene Atemstörungen eng mit der reproduktiven Gesundheit verbunden sind und möglicherweise auch den Erfolg von Kinderwunschbehandlungen beeinflussen. Die genauen Mechanismen, die Schlafstörungen und Unfruchtbarkeit in Verbindung bringen, sind jedoch komplex und noch nicht vollständig verstanden. In diesem Artikel beleuchten wir die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Schlaf und Fruchtbarkeit, um Paaren wertvolle Einblicke zu geben, wie sie ihre Chancen auf eine Schwangerschaft durch einen gesunden Schlafrhythmus steigern können.

Die Rolle des Schlafs in der Hormonregulation

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Schlaf eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Hormonen im menschlichen Körper spielt – insbesondere jener, die für die reproduktive Gesundheit von großer Bedeutung sind. Schlaf kann die Ausschüttung von wichtigen Fortpflanzungshormonen wie Follikelstimulierendem Hormon (FSH), Luteinisierendem Hormon (LH), Östrogen, Progesteron und Testosteron beeinflussen. 

Schlafmangel, Schlafstörungen oder unregelmäßige Schlafmuster können zu einer Dysregulation dieser Hormone führen. Dies kann sich in Folge auf den Menstruationszyklus, den Eisprung und auch die Spermienqualität auswirken.

Der zirkadiane Rhythmus, der den 24-Stunden-Zyklus des Körpers steuert, hat eine zentrale Rolle bei der Regulation von Hormonen, die für die Fortpflanzung von Bedeutung sind. In der Wissenschaft wird vermutet, dass das Hormon Melatonin, das während der Nacht im Gehirn ausgeschüttet wird, eine Schlüsselrolle in der Synchronisierung des zirkadianen Rhythmus spielt und sich somit auf das Fortpflanzungssystem auswirkt (Kloss et al., 2015).

Schlafmangel und seine Auswirkungen auf die weibliche Fruchtbarkeit

Für Frauen mit Kinderwunsch ist ein gesunder Schlafrhythmus von entscheidender Bedeutung. Studien zeigen, dass Frauen mit chronischem Schlafmangel oder Schlafstörungen eine niedrigere Ovulationsrate haben. Ein unregelmäßiger Menstruationszyklus kann die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Empfängnis verringern. In einer Studie, die an Frauen durchgeführt wurde, die sich einer In-vitro-Fertilisation (IVF) unterziehen, wurde festgestellt, dass Schlafmangel zu einer geringeren Anzahl an gewonnenen Eizellen, schlechteren Embryoqualität und geringeren Befruchtungsraten führte (Li et al., 2024). 

Der Einfluss des Schlafs auf die männliche Fruchtbarkeit

Auch für Männer hat Schlaf einen großen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Männer, die chronisch zu wenig oder auch zu viel schlafen oder an Schlafstörungen leiden, zeigen oft eine verminderte Spermienanzahl und Überlebensrate der Spermien (Liu et al., 2017). Für die meisten Erwachsenen beträgt die optimale Schlafdauer etwa 7–8 Stunden pro Nacht. Ab 9 Stunden Schlaf pro Nacht wurde eine Beeinträchtigung der Spermiengesundheit, insbesondere der Spermienanzahl, der Spermienkonzentration und der Motilität nachgewiesen. (Chen et al., 2020).

Während des nächtlichen Schlafs, besonders in den frühen Morgenstunden und während der Tiefschlafphasen, wird bei Männern eine erhebliche Menge Testosteron produziert. Dieses Hormon spielt eine entscheidende Rolle für die gesunde Spermienbildung. Störungen im Schlafzyklus können den Testosteronspiegel beeinflussen. Dies kann zu einer verringerten Spermienanzahl und einer schlechteren Spermienqualität führen kann.

Schlafstörungen und die Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit

·      Unregelmäßige Schlafzeiten

Unregelmäßige Schlafzeiten, wie bei Schichtarbeit wirken sich negativ auf die weibliche und die männliche Fruchtbarkeit aus. Eine Studie zeigte, dass Frauen, die in Nachtschichten arbeiten, ein erhöhtes Risiko für unregelmäßige Menstruationszyklen und eine verlängerte Zeit bis zur Empfängnis haben. Der gestörte Schlafrhythmus führt zu einer Dysregulation des Hormonhaushalts. Auch bei Männern zeigt Schichtarbeit ähnliche negative Effekte auf die Spermienqualität und den Testosteronspiegel.

·     Schlafapnoe

Obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist eine häufige, oft unerkannte Atemwegserkrankung. Sie tritt auf, wenn sich die Atemwege während des Schlafens wiederholt verengen und zu Atemaussetzungen führen. Bei Menschen im Alter von 30 bis 60 Jahren tritt obstruktive Schlafapnoe bei 9 % der Frauen und 24 % der Männer auf. Die bisher größte Studie zu OSA zeigt, dass OSA bei unfruchtbaren Frauen häufiger vorkommt und die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass eine Frau unfruchtbar ist (Lim et al., 2021).

·      Schlaflosigkeit

Insomnie, auch Schlaflosigkeit genannt, ist eine Schlafstörung, bei der Betroffene Schwierigkeiten haben, einzuschlafen oder durchzuschlafen. Dies führt zu unzureichendem und nicht erholsamem Schlaf, was das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit stark beeinträchtigen kann. Insomnie kann sowohl kurzfristig, beispielsweise durch Stress, als auch langfristig auftreten. Schlafstörungen wie Insomnie haben auch Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Chronischer Schlafmangel stört den Hormonhaushalt, einschließlich der Hormone, die für den Menstruationszyklus und den Eisprung entscheidend sind. Bei Männern kann chronischer Schlafmangel die Qualität der Spermien verringern, da der Testosteronspiegel sinkt.

Tipps zur Verbesserung des Schlafs bei Kinderwunsch

Paare mit Kinderwunsch können einfache Maßnahmen treffen, um ihren Schlaf zu verbessern und somit einen positiven Einfluss auf ihre Fruchtbarkeit zu haben.

Hier sind einige Empfehlungen, wie du deinen Schlaf optimierst.

  1. Entwickle eine Schlafroutine: Regelmäßige Schlafenszeiten und ein gleichbleibender Tag-Nacht-Rhythmus helfen, deine hormonelle Balance zu fördern. Versuche, jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzuwachen.
  2. Optimiere deine Schlafumgebung: Ein ruhiges, dunkles und kühles Schlafzimmer fördert einen erholsamen Schlaf. Es kann auch hilfreich sein, elektronische Geräte wie Smartphones und Fernseher aus dem Schlafzimmer zu verbannen.
  3. Baue Stress ab: Stress kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, daher ist eine ganzheitliche Stressreduktion empfehlenswert. Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder Yoga können helfen, den Cortisolspiegel zu senken und so die Schlafqualität zu verbessern.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Schlaf eine entscheidende Rolle für die Fruchtbarkeit spielt. Sowohl Schlafqualität als auch Schlafdauer wirken sich auf den Hormonhaushalt aus, der für den Menstruationszyklus, den Eisprung und die Spermienproduktion von zentraler Bedeutung ist. Schlafstörungen wie Schlafapnoe oder Insomnie können das Risiko von Unfruchtbarkeit erhöhen und die Erfolgsaussichten von Kinderwunschbehandlungen beeinträchtigen. Daher ist es für Paare mit Kinderwunsch essenziell, auf einen gesunden Schlafrhythmus zu achten, um ihre Chancen auf eine Schwangerschaft zu verbessern. Eine optimale Schlafumgebung und der Abbau von Stress können dabei hilfreich sein, den Schlaf und damit auch die Fruchtbarkeit zu fördern.

FAQ zu Schlaf und Kinderwunsch

Wie viel Schlaf benötige ich bei Kinderwunsch?

Laut wissenschaftlichen Studien wird für Paare mit Kinderwunsch eine Schlafdauer von 7 bis 8 Stunden pro Nacht als ideal angesehen. Sowohl zu wenig als auch zu viel Schlaf können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, da sie den empfindlichen Hormonhaushalt stören, der für den Menstruationszyklus, den Eisprung und die Spermienproduktion entscheidend ist. Neben der Schlafdauer spielt auch die Qualität des Schlafes eine wesentliche Rolle. Ein erholsamer, tiefgehender Schlaf unterstützt den Körper dabei, die hormonelle Balance aufrechtzuerhalten, was die Chancen auf eine erfolgreiche Empfängnis deutlich erhöhen kann.

Spielt Melatonin eine Rolle bei der Fruchtbarkeit?

Melatonin, ein Hormon, das während des Schlafs produziert wird, spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des zirkadianen Rhythmus. Es wird vermutet, dass ein gesunder Schlafrhythmus die natürliche Melatoninproduktion unterstützt und somit die Fruchtbarkeit beeinflusst. Allerdings sind weitere Studien erforderlich, um die genaue Korrelation zwischen Melatonin und Fertilität besser zu verstehen.

Referenzen:

Kloss JD, Perlis ML, Zamzow JA, Culnan EJ, Gracia CR. Sleep, sleep disturbance, and fertility in women. Sleep Med Rev. 2015

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Liu MM, Liu L, Chen L, Yin XJ, Liu H, Zhang YH, Li PL, Wang S, Li XX, Yu CH. Sleep Deprivation and Late Bedtime Impair Sperm Health Through Increasing Antisperm Antibody Production: A Prospective Study of 981 Healthy Men. Med Sci Monit. 2017

Heng-Gui Chen, Bin Sun, Ying-Jun Chen, Jorge E. Chavarro, Si-Heng Hu, Cheng-Liang Xiong, An Pan, Tian-Qing Meng, Yi-Xin Wang, Carmen Messerlian,

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Lim ZW, Wang ID, Wang P, Chung CH, Huang SS, Huang CC, Tsai PY, Wu GJ, Wu KH, Chien WC. Obstructive sleep apnea increases risk of female infertility: A 14-year nationwide population-based study. PLoS One. 2021