Schwanger werden nach einer Fehlgeburt

Schwanger werden nach einer Fehlgeburt

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Carolin Kaulfersch ist als Medical Writer und Autorin für die Themen Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Reproduktionsmedizin tätig. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass es nicht selbstverständlich ist, ein Kind zu haben und möchte daher andere Paare empathisch und informativ auf ihrem Weg zum Wunschkind unterstützen.

Fehlgeburten sind häufiger als man denkt

Ursachen einer Fehlgeburt

Was passiert im Körper nach einer Fehlgeburt?

Schwanger werden nach einer Fehlgeburt

Empfohlene Wartezeit vor einer erneuten Schwangerschaft

Gesunder Lebensstil für eine körperliche und emotionale Stärkung

Alles Wichtige zum Schwanger werden nach Fehlgeburt 

  • Rund 43 % aller Frauen, die bereits ein Kind geboren haben, hatten mindestens eine Fehlgeburt.

  • Das Risiko einer erneuten Fehlgeburt ist nach einer einmaligen Fehlgeburt nicht erhöht.

  • Chromosomale Anomalien sind der häufigste Grund für eine Fehlgeburt.

  • Untersuchungen wie Bluttests, Ultraschall oder genetische Analysen können Ursachen klären und die nächste Schwangerschaft unterstützen.

  • Die WHO empfiehlt eine Wartezeit von 6 Monaten, Studien zeigen jedoch, dass eine frühere Schwangerschaft oft erfolgreich ist.

Fehlgeburten sind häufiger als man denkt

Eine Fehlgeburt (spontaner Abort), der Verlust eines Fötus vor der 20. Schwangerschaftswoche, ist eine der häufigsten Komplikationen während der frühen Schwangerschaft.

Eine Studie von über 50,000 Frauen zeigt auf, dass rund 43% aller Frauen, die bereits ein Kind geboren haben, mindestens eine Fehlgeburt davor erlitten haben. (Cohain et al, 2017).

Diese Zahl kann in der Realität sogar höher sein, da viele Frauen eine Fehlgeburt erleben, bevor sie überhaupt wissen, dass sie schwanger sind.

Viele Frauen führen bereits bei Verdacht auf eine Schwangerschaft, oft noch vor dem Ausbleiben der Periode, einen Schwangerschaftstest durch. Ein positiver Test löst eine Vielzahl von Emotionen aus. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass sehr frühe Schwangerschaften, sogenannte biochemische Schwangerschaften, häufig unbemerkt enden. Diese frühen Fehlgeburten können oft mit einer verspäteten oder stärkeren Menstruation verwechselt werden.

Der Verlust eines Kindes oder gar kann eine tiefgreifende emotionale und körperliche Herausforderung darstellen, die bei den betroffenen Frauen oft Fragen, Ängste und Trauer auslöst. Häufig stellt sich die Frage wie und wann kann ich schwanger werden nach einer Fehlgeburt.

Viele Frauen haben nach einer Fehlgeburt Angst vor einer neuen Schwangerschaft. In den meisten Fällen ist das Risiko für eine erneute Fehlgeburt nicht erhöht.

Ursachen einer Fehlgeburt

Es gibt viele Ursachen, die für eine Fehlgeburt verantwortlich sein können. Wichtig ist, dass weder Du noch Dein Partner Schuld daran seid. Denn in den meisten Fällen ist eine Fehlgeburt durch chromosomale Anomalien bedingt.

Chromosomale Anomalien

Die häufigste Ursache für Fehlgeburten sind chromosomale Anomalien des Embryos. Mindestens 50 % aller Fehlgeburten im ersten Trimester sind auf chromosomale Anomalien zurückzuführen. (Melo et al., 2023)

Diese Anomalien entstehen oft zufällig während der Befruchtung oder der Zellteilung und führen dazu, dass der Embryo sich nicht normal entwickeln kann.

Das Risiko für Chromosomenstörungen steigt zudem mit dem Alter der Eltern, insbesondere der Mutter, aber auch des Vaters.

Dies liegt daran, dass die Qualität der Eizellen und in gewissem Maße auch der Spermien mit zunehmendem Alter abnimmt, was die Wahrscheinlichkeit von Fehlverteilungen einzelner Chromsomonen, wie zum Beispiel bei Trisomie 21, insbesondere ab dem 35. Lebensjahr, erhöht.

Hormonelle Ungleichgewichte

Ungleichgewichte im Hormonhaushalt, insbesondere Gelbkörperschwäche, Schilddrüsenfehlfunktionen sowie das PCO-Syndrom können zu Fehlgeburten führen.

Anatomische Anomalien

Strukturelle Fehlbildungen oder Verwachsungen der Gebärmutter können das Risiko eines habituellen Aborts erhöhen. Diese können meist per Ultraschall, Hysteroskopie oder einer Bauchspiegelung identifiziert werden.

Infektionen

Bestimmte Infektionen durch Bakterien, wie Toxoplasmose können zu Fehlgeburten führen, indem sie die Plazenta oder den Fötus schädigen.

Immunologische Ursachen

Das Immunsystem kann vom Vater vererbte Gewebeeigenschaften abwehren und somit eine erfolgreiche Schwangerschaft verhindern

Thrombophilie (Blutgerinnungsstörung)

Die Faktor-V-Leiden-Mutation kann zu Gefäßverschlüssen führen. Mikrothrombosen können dazu führen, dass sich ein Embryo nicht erfolgreich einnisten kann.

Chronische Erkrankungen der Mutter

Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Autoimmunerkrankungen der Mutter können das Fehlgeburtsrisiko erhöhen.

Fehlbildungen der Plazenta

Die Plazenta spielt eine entscheidende Rolle bei der Versorgung des Fötus mit Sauerstoff und Nährstoffen. Struktur- oder Funktionsstörungen der Plazenta können zu einer unzureichenden Versorgung führen und das Risiko einer späten Fehlgeburt erhöhen. Zu den relevanten Fehlbildungen und Erkrankungen gehören:

  • Plazentainsuffizienz: Eine unzureichende Funktion der Plazenta kann das Wachstum des Fötus beeinträchtigen.

  • Plazenta praevia: Eine tief sitzende Plazenta kann zu Blutungen führen und die Versorgung des Babys gefährden.

  • Plazentalösungen (Abruptio placentae): Eine vorzeitige Ablösung der Plazenta kann lebensbedrohliche Komplikationen für Mutter und Kind verursachen.

  • Plazentainfarkte: Kleine Blutgerinnsel in der Plazenta können die Durchblutung verringern und das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen.

Zervikale Insuffizienz (Gebärmutterhalsschwäche)

Eine Schwäche des Gebärmutterhalses kann dazu führen, dass sich der Muttermund zu früh öffnet.

Präeklampsie

Diese schwangerschaftsbedingte Erkrankung mit Bluthochdruck und Eiweißausscheidung im Urin kann zu schweren Komplikationen führen.

Infektionen der Gebärmutter (Chorioamnionitis)

Bakterielle Infektionen können das Fruchtwasser und die Plazenta schädigen.

Lebensstilfaktoren

Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Drogenmissbrauch und bestimmte Umweltfaktoren wie Strahlungen, Chemikalien und Pestizide können ebenfalls das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen.

Fehlgeburten ohne erkennbare Ursache

Manchmal können keinerlei medizinische Gründe für eine Fehlgeburt identifiziert werden.

Was passiert im Körper nach einer Fehlgeburt?

1. Hormonelle Veränderungen

Während der Schwangerschaft produziert der Körper hohe Mengen an Schwangerschaftshormonen wie hCG (humanes Choriongonadotropin), Progesteron und Östrogen. Nach einer Fehlgeburt sinkt der hCG-Spiegel allmählich, was einige Wochen dauern kann. Dieser Hormonabfall kann zu Stimmungsschwankungen, Müdigkeit und anderen körperlichen Symptomen führen. Der Menstruationszyklus setzt meist innerhalb von vier bis sechs Wochen wieder ein.

2. Körperliche Reaktionen

Nach einer Fehlgeburt treten oft starke Blutungen auf, ähnlich einer sehr starken Menstruation. Sie können einige Tage bis Wochen anhalten.

Die Gebärmutter zieht sich zusammen, um Gewebereste und Schleimhaut auszustoßen. Diese Kontraktionen können als schmerzhafte Krämpfe empfunden werden.

3. Emotionale und psychische Verarbeitung

Neben den körperlichen Veränderungen kann eine Fehlgeburt auch starke emotionale Reaktionen auslösen, darunter Trauer, Schuldgefühle oder Angst vor einer erneuten Schwangerschaft. Der Hormonabfall kann diese Gefühle zusätzlich verstärken. Unterstützung durch Fachkräfte, Familie oder Selbsthilfegruppen kann in dieser Phase hilfreich sein.

Falls nach einer Fehlgeburt Symptome wie anhaltende starke Schmerzen, Fieber oder sehr starke Blutungen auftreten, sollte dringend medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Schwanger werden nach einer Fehlgeburt

Der Verlust eines Kindes kann eine tiefe Traurigkeit und Unsicherheit mit sich bringen, doch es ist wichtig zu wissen, dass eine erneute Schwangerschaft möglich ist. Viele Frauen schaffen es, nach einer Fehlgeburt eine gesunde Schwangerschaft auszutragen. Gewisse medizinische Untersuchungen können helfen, damit einer erneuten Schwangerschaft nichts im Wege steht.

Nachsorgeuntersuchung

Ein Termin bei deiner Frauenärztin ist wichtig, um mögliche Komplikationen für eine erneute Schwangerschaft zu identifizieren.

Kürettage / Ausschabung

Nach einer Fehlgeburt kann es in manchen Fällen erforderlich sein, verbliebenes Schwangerschaftsgewebe aus der Gebärmutter zu entfernen. Dies kann durch eine Kürettage (Ausschabung) oder eine Absaugung erfolgen, um Komplikationen wie Infektionen oder starke Blutungen zu verhindern.

Ebenso wird ein solcher Eingriff notwendig, wenn der Fötus nicht mehr lebensfähig ist, aber nicht auf natürlichem Wege ausgestoßen wird.

Kürettage (Ausschabung):

  • Bei einer Kürettage verwendet der Arzt oder die Ärztin ein Kürett, ein löffelartiges Instrument, um die Gebärmutterschleimhaut und das Schwangerschaftsgewebe vorsichtig abzutragen.
  • Dieser Eingriff wird meist unter Vollnarkose durchgeführt.

Absaugung (Vakuumaspiration):

  • Die Absaugung ist eine weitere gängige Methode, bei der ein dünner Schlauch in die Gebärmutter eingeführt wird, um das Gewebe sanft abzusaugen.
  • Dieser Eingriff kann unter örtlicher Betäubung, Sedierung oder Vollnarkose erfolgen.
  • Die Absaugung ist oft die gängige Methode in frühen Schwangerschaftsstadien.

Blutuntersuchung

Eine Blutuntersuchung spielt eine entscheidende Rolle bei der Diagnostik der Ursache.

Sie kann Aufschluss über folgende Aspekte geben

  • Hormonstatus

HCG (humanes Choriongonadotropin): HCG ist das Schwangerschaftshormon, das während der Schwangerschaft produziert wird. Ein Anstieg der HCG-Werte in den ersten Wochen ist entscheidend, während ein Rückgang auf eine Fehlgeburt hindeuten kann. Die Überwachung des HCG-Spiegels hilft Ärzten zu beurteilen, ob die Fehlgeburt vollständig abgeschlossen ist und ob möglicherweise noch Schwangerschaftsgewebe in der Gebärmutter verblieben ist.

Progesteron: Progesteron ist erforderlich, um die Schwangerschaft aufrecht zu erhalten. Ein niedriger Progresteronspiegel kann Aufschluss geben, dass die Schwangerschaft nicht ausreichend unterstützt wurde vom Körper.

  • Rh-Unverträglichkeit

Wenn eine Rh-negative Frau ein Rh-positives Kind trägt, kann das Immunsystem der Mutter Antikörper gegen die Rh-positiven roten Blutkörperchen des Fötus bilden, falls das Blut des Fötus mit dem Blut der Mutter in Kontakt kommt. Dies kann insbesondere bei einer Fehlgeburt, geschehen.

Diese Antikörper können in zukünftigen Schwangerschaften gefährlich werden. Wenn die Mutter Antikörper gebildet hat, können diese das Blut des Fötus angreifen und zu schweren gesundheitlichen Problemen für das Kind führen.

  • Erkennung von Infektionen und Autoimmunerkrankungen

Mögliche Infektionen und autoimmune Erkrankungen der Mutter können Ursache für eine Fehlgeburt sein.

  • Mangel an Nährstoffen

Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Vitamin D oder Folsäure können die Fruchtbarkeit und die Fähigkeit, eine Schwangerschaft aufrechtzuerhalten, beeinflussen.

  • Genetische Diagnostik

Blutuntersuchungen der Eltern auf genetischen Anomalien können Aufschluss geben, vor allem wenn bereits mehrere Fehlgeburten aufgetreten sind.

In Folge können Embryonen im Rahmen einer IVF Behandlung mittels Präimplantationsdiagnostik (PID) auf genetische Anomalien getestet werden bevor sie in die Gebärmutterhöhle transferiert werden.

Empfohlene Wartezeit vor einer erneuten Schwangerschaft

Nach einer Fehlgeburt stehen viele Frauen vor der Frage, wann der beste Zeitpunkt für eine erneute Schwangerschaft ist. Ärztinnen und Ärzte empfehlen, mindestens einen vollen Menstruationszyklus abzuwarten oder bis zu drei Monate zu warten, bevor man die erneute Schwangerschaft anstrebt. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt sogar eine Wartezeit von rund 6 Monaten.

Es gibt jedoch keine Daten, die diese Empfehlungen unterstützen. Im Gegenteil, eine Studie aus 2016 hat gezeigt, dass eine geringere Wartezeit von 0-3 Monaten höhere Lebendgeburtsraten erzielen konnte. (Schliep et al, 2016).

Das Abwarten auf einen reguläre Menstruationszyklus kann allerdings helfen, den Zeitpunkt des Eisprungs zu ermitteln und somit die fruchtbaren Tage besser zu bestimmen.

Gesunder Lebensstil für eine körperliche und emotionale Stärkung

Der Verlust des Kindes, egal in welcher Schwangerschaftswoche, ist ein emotionaler und körperlicher Einschnitt im Leben einer Frau. Neben der medizinischen Nachsorge ist es wichtig, auch Lebensstiländerungen und die richtige Zufuhr von Mikronährstoffen zu berücksichtigen. Diese Aspekte können die körperliche Gesundheit unterstützen und die Chancen auf eine erfolgreiche zukünftige Schwangerschaft erhöhen.

Gesunde Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend für die Förderung der Fruchtbarkeit. Folgende Nahrungsmittel können die weibliche Fertilität unterstützen:

  • Obst und Gemüse: Diese sind reich an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen.

  • Vollkornprodukte: Vollkornprodukte wie Haferflocken, Vollkornbrot und brauner Reis sind reich an Ballaststoffen und unterstützen die Verdauung und den Blutzuckerspiegel.

  • Proteinquellen: Mageres Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen liefern essentielle Aminosäuren und sind wichtig für die Zellreparatur und -regeneration.

  • Fette: Gesunde Fette aus Avocados, Nüssen, Samen und Olivenöl sind wichtig für die Hormonproduktion und die allgemeine Gesundheit.

Mikronährstoffe

Die Einnahme bestimmter Mikronährstoffe kann die Eizellqualität verbessern und den Körper während des Heilungsprozesses einer Fehlgeburt unterstützen. Hier sind die wichtigsten Mikronährstoffe für die Eizellqualität

  • Folsäure bzw. Folat: Folsäure ist entscheidend für die Zellteilung und sollte bereits vor einer Schwangerschaft eingenommen werden. Rund 50% aller Frauen können jedoch Folsäure nicht resorbieren, daher wird die Einnahme der bioverfügbaren Form Folat empfohlen. Wissenschaftliche Studien haben bestätigt, dass die Einnahme von Folat mit einem geringeren Risiko für Fehlgeburten einhergeht. (Gaskins et al, 2014)

  • N-Acetyl-Cystein: Eine Studie hat gezeigt, dass Frauen, die N-Acetyl-Cystein (NAC) und Folsäure einnahmen, eine 2,9 mal höhere Wahrscheinlichkeit aufwiesen, ihre Schwangerschaft über die 20. Woche hinaus fortzusetzen. (Amin et. al, 2008)

  • Vitamin D: Vitamin D spielt eine wichtige Rolle für die weibliche Fruchtbarkeit. Laut einer Studie aus dem Jahr 2022, haben Frauen mit einem diagnostizierten Vitamin-D-Mangel (<50 nmol/L) ein erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt im Vergleich zu Frauen mit ausreichenden Vitamin-D-Vorräte. (Tamblyn et al, 2022)

Körperliche Aktivität

Regelmäßige körperliche Aktivität unterstützt nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die mentale. Empfohlen wird moderate Bewegung wie Spazierengehen, Radfahren sowie Yoga für das Stressmanagement und Krafttraining zur Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der allgemeinen Fitness.

Psychologische Unterstützung

Die emotionale Gesundheit ist ebenso wichtig wie die physische. Professionelle psychologische Beratung, Selbsthilfegruppen und der Austausch mit engen Freunden und Familie kann helfen, mit der Trauer umzugehen und Ängste zu bewältigen.

Stressmanagement

Stress kann sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. Folgende Techniken können helfen Stress abzubauen:

  • Meditation und Achtsamkeit: Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga können die innere Ruhe fördern und helfen, die emotionale Gesundheit zu stabilisieren.

  • Hobbys und soziale Kontakte: Zeit für Aktivitäten, die Freude bereiten, die ablenken vom Kinderwunsch und ein Umfeld von Menschen, die einem nahestehen.

Fazit: Schwanger werden nach Fehlgeburt oft problemlos möglich

Eine Fehlgeburt zu erleben, ist eine zutiefst schmerzhafte Erfahrung, die leider viel häufiger vorkommt, als viele Menschen annehmen. Es ist wichtig, darüber zu sprechen, denn Schätzungen zufolge enden etwa 15 % aller klinischen Schwangerschaften in einem Spontanabort. Oftmals ist die Ursache dafür eine chromosomale Anomalie, also eine genetische Veränderung, die außerhalb des Einflussbereichs der betroffenen Person liegt. Daher ist eine Fehlgeburt niemals die Schuld der Frau.

Die Erfahrung einer Fehlgeburt kann für betroffene Frauen körperlich und emotional enorm belastend sein. Trotz der Trauer gibt es Hoffnung, denn schwanger werden nach einer Fehlgeburt ist möglich.

Wichtige Schritte sind medizinische Untersuchungen zur Ermittlung der möglichen Ursachen und um notwendige Behandlungen festzulegen. Zusätzlich kann eine ausgewogene Ernährung, die Zufuhr von Mikronährstoffen, regelmäßige Bewegung und Stressbewältigung entscheidend für die Unterstützung der Fruchtbarkeit und des emotionalen Wohlbefindens sein. Es ist wichtig, sich Zeit zur Heilung zu nehmen, denn mit der richtigen Vorbereitung und Unterstützung ist es möglich, neue Hoffnung zu schöpfen und den Kinderwunsch zu verwirklichen.

FAQ

Wie hoch ist die Chance, nach einer Fehlgeburt schwanger zu werden?

Viele verschiedene Faktoren beeinflussen die Wahrscheinlichkeit, nach einer Fehlgeburt erneut schwanger zu werden. Dazu zählen das Alter der Frau sowie die Ursachen der Fehlgeburt.

Die Wahrscheinlichkeit, nach einer einmaligen Fehlgeburt wieder schwanger zu werden, ist in der Regel sehr hoch und liegt bei rund 85%.

Wenn es zu wiederholten Fehlgeburten kommt, steigt das Risiko einer erneuten Fehlgeburt. Generell gilt:

  • Nach zwei Fehlgeburten liegt das Risiko bei etwa 20-30%.
  • Nach drei oder mehr Fehlgeburten steigt das Risiko auf etwa 30-40%

Wie hoch ist das Risiko einer Fehlgeburt nach Schwangerschaftswoche?

Das Risiko einer Fehlgeburt hängt stark von der Schwangerschaftswoche ab. Grundsätzlich nimmt das Risiko mit fortschreitender Schwangerschaft deutlich ab.

Frühe Fehlgeburt (Frühabort)

Ein Frühabort tritt bis zur 12. Schwangerschaftswoche (SSW) auf und macht etwa 80 % aller Fehlgeburten aus. Die Ursachen sind oft genetische Fehlbildungen, hormonelle Störungen oder immunologische Faktoren.

In den ersten Wochen (bis zur 6. SSW) liegt das Risiko bei bis zu 50 %, oft bevor die Schwangerschaft überhaupt bemerkt wird.

Zwischen der 6. und 8. SSW liegt das Risiko bei etwa 10–15 %. Ab der 10. SSW sinkt es auf unter 5 %.

Späte Fehlgeburt (Spätabort)

Ein Spätabort bezeichnet eine Fehlgeburt zwischen der 13. und 24. SSW.

Zwischen der 13. und 16. SSW liegt das Risiko bei etwa 2–3 %. Ab der 17. SSW sinkt es weiter auf unter 1 %.

Nach der 24. SSW ist die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einer Frühgeburt mit intensivmedizinischer Betreuung bereits relativ hoch.

Wie lang dauert es, bis man nach einer Fehlgeburt wieder schwanger wird?

Bei einer vorangegangenen Fehlgeburt ist es sowohl aus körperlicher als auch aus seelischer Sicht wichtig, sich Zeit für die Erholung zu nehmen. Die Dauer, bis man wieder schwanger werden kann, ist von Frau zu Frau unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab:

Bei einer frühen und komplikationslosen Fehlgeburt kann der Körper sich schneller erholen.

Nach einer fortgeschrittenen Fehlgeburt oder einer Fehlgeburt mit Komplikationen, wie z.B. einer Ausschabung, kann die Erholungsphase länger dauern.

Es ist wichtig, dass sich der Hormonhaushalt wieder einpendelt. Dies geschieht in der Regel mit der ersten Regelblutung, die etwa 4 bis 6 Wochen nach der Fehlgeburt eintritt. Nach einer Ausschabung kann es bis zu 8 Wochen dauern.

Was sind wiederholte Fehlgeburten?

Von wiederholten Fehlgeburten (habituelle Aborte) spricht man in der Regel, wenn zwei oder mehr aufeinanderfolgende Schwangerschaften vor der 20. Schwangerschaftswoche enden. Früher wurde oft von drei Fehlgeburten ausgegangen, aber auch bereits nach 2 Fehlgeburten kann dein Gynäkologe bzw. deine Gynäkologin bereits Untersuchungen einleiten.

Wann ist der nächste Eisprung nach einer Fehlgeburt?

Der Zeitpunkt des nächsten Eisprungs nach einer Fehlgeburt kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein und hängt von verschiedenen Faktoren (durchschnittliche Zykluslänge, Hormonstatus der Frau, etc.) ab.

Ist eine Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt eine Risikoschwangerschaft?

Eine Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt ist nicht automatisch eine Risikoschwangerschaft. Eine Schwangerschaft kann durch folgende Faktoren als risikobehaftet eingestuft werden: Fortgeschrittenes Alter der Mutter, Mehrlingsschwangerschaft, medizinische Vorbelastung der Mutter, ungesunder Lebensstil, etc.

Welche Arten von Fehlgeburten gibt es?

  • Abortus completus (vollständiger Abort): In dieser Situation hat der Körper den frühen Schwangerschaftsprozess auf natürliche Weise abgeschlossen, indem er das gesamte Gewebe ausgestoßen hat. Danach beginnt sich der Gebärmutterhals wieder zu schließen.

  • Abortus imminens (drohender Abort): Anzeichen einer Fehlgeburt sind vorhanden, aber die Schwangerschaft kann möglicherweise noch fortgesetzt werden. Symptome können vaginale Blutungen und Unterleibskrämpfe sein.

  • Abortus incipiens (beginnender Abort): Vaginale Blutungen oder Blasensprung vor der 20. Schwangerschaftswoche, mit fortgeschrittener Zervixdilatation.

  • Abortus incompletus (unvollständiger Abort): Öffnung des Gebärmutterhalses (Zervix) und Ausstoßung des Embryos und des Schwangerschaftsgewebes.

  • Anembryonale Schwangerschaft (Windei): Nicht lebensfähige Schwangerschaft mit einem Gestationssack, aber ohne Dottersack oder Embryo, der auf transvaginaler Sonographie sichtbar ist.

  • Blasenmole (Mola hydatidosa): Eine seltene Komplikation der Schwangerschaft, bei der sich abnormales Gewebe in der Gebärmutter bildet. Diese bildet sich in Folge eines fehlerhaften Zusammenspiels von mütterlichen und väterlichen Chromosomen bei der Befruchtung.

  • Habitueller Abort (wiederholte Fehlgeburten): Drei oder mehr aufeinanderfolgende Fehlgeburten vor der 20. Schwangerschaftswoche. Ursachen können genetische Faktoren, hormonelle Ungleichgewichte, anatomische Probleme der Gebärmutter oder Autoimmunerkrankungen sein.

  • Missed Abortion (verhaltener Abort): Der Embryo oder Fötus stirbt in der Gebärmutter ab, aber der Körper stößt das Gewebe nicht aus. Häufig wird diese Form der Fehlgeburt erst während der Ultraschalluntersuchung erkannt.

Quellen

Cohain , J.S., Buxbaum, R.E. & Mankuta, D. Spontaneous first trimester miscarriage rates per woman among parous women with 1 or more pregnancies of 24 weeks or more. BMC Pregnancy Childbirth 17, 437 (2017)

Melo, Dhillon-Smith, Islam, Devall, Coomarasamy. Genetic causes of sporadic and recurrent miscarriage. Fertility & Sterility, 2023

Gaskins AJ, Rich-Edwards JW, Hauser R, Williams PL, Gillman MW, Ginsburg ES, Missmer SA, Chavarro JE. Maternal prepregnancy folate intake and risk of spontaneous abortion and stillbirth. Obstet Gynecol. 2014

Tamblyn JA, Pilarski NSP, Markland AD, Marson EJ, Devall A, Hewison M, Morris RK, Coomarasamy A. Vitamin D and miscarriage: a systematic review and meta-analysis. Fertil Steril. 2022

Schliep KC, Mitchell EM, Mumford SL, Radin RG, Zarek SM, Sjaarda L, Schisterman EF. Trying to Conceive After an Early Pregnancy Loss: An Assessment on How Long Couples Should Wait. Obstet Gynecol. 2016

Amin AF, Shaaban OM, Bediawy MA. N-acetyl cysteine for treatment of recurrent unexplained pregnancy loss. Reprod Biomed Online. 2008