In der Welt des Kinderwunsches gibt es nicht nur Möglichkeiten die Fruchtbarkeit von Frauen zu erhöhen – im Gegenteil: Die Testikuläre Spermienextraktion (TESE), manchmal auch Hodenbiopsie genannt, bietet Männern deren Sperma zu wenig oder keine Samenzellen enthält eine Möglichkeit, trotzdem genug Spermien zu gewinnen, um eine Befruchtung zu ermöglichen. So müssen Paare auch bei Azoo- oder Kryptospermie ihren Kinderwunsch nicht aufgeben!
Das Wichtigste über die Testikuläre Spermienextraktion (TESE):
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Die Testikuläre Spermienextraktion ist eine Möglichkeit für Männer mit kaum oder gar keinen Spermien ein Kind zu zeigen
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Häufige Indikationen für eine TESE sind Azoospermie (keine Spermien im Ejakulat), Krytozoospermie (extrem geringe Spermienanzahl im Ejakulat) und genetische oder hormonelle Störungen (wie das Klinefelter-Syndrom, das die Spermienproduktion beeinträchtigt)
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TESE ist ein chirurgisches Verfahren, das unter lokaler Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt werden kann.
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TESE wird fast immer mit ICSI kombiniert, um die Befruchtung durchzuführen, da so auch mit eingeschränkter Spermienqualität und -menge eine Befruchtung wahrscheinlich ist
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Die TESE wird auch Hodenbiopsie genannt
Was ist TESE?
TESE steht für Testikuläre Spermienextraktion und wird manchmal auch Hodenbiopsie genannt. Das Verfahren wird meist angewandt, wenn ein Mann zu wenig oder gar keine Spermien in seinem Sperma aufweist. Dafür wird eine Nadel, die an einer Spritze angeschlossen ist, in den Hoden eingeführt. Anschließend wird ein Unterdruck erzeugt und die Nadelspitze wird im Hoden bewegt, um Hodenkanälchen zu durchbrechen und aus verschiedenen Bereichen des Hodens Spermien gewinnen zu können. Manchmal werden auch mehrere Schnitte genutzt, um aus verschiedenen Bereichen des Hodens Spermien zu gewinnen.
Bei der Mikro-TESE, einer Unterform der TESE, wird ein Operationsmikroskop genutzt, um aus den Hodenkänalchen die am wahrscheinlichsten Spermien enthalten, Material zu entnehmen (Esteves S. C., 2022). Dafür wird jedoch statt einer Spritze ein Querschnitt durch den Hoden benötigt.
Leider gibt es keine Erfolgsgarantie für die TESE, da man vorher nicht feststellen kann, wie viele Spermien in den Hoden vorhanden sind. Bei vielen Männern konnten damit aber trotzdem bereits großartige Ergebnisse erzeugt werden.
Wie läuft TESE ab?
Vor einer TESE wird immer eine genaue Anamnese, Aufklärung und einige Untersuchungen durchgeführt, um die Notwendigkeit einer TESE zu eruieren und den Patienten bestmöglich vorzubereiten. Eine TESE wird entweder unter lokaler Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt (Flannigan, R., et al., 2017). Manchmal kann auch eine hormonelle Behandlung vor dem Eingriff sinnvoll sein.
Ist TESE für mich geeignet?
TESE wird unter anderem bei einer obstruktiven Azoospermie durchgeführt. Dabei ist die Spermienproduktion zwar intakt aber durch eine Blockade der Samenleiter gelangen keine Spermien in das Ejakulat (Sperma). Bei einer obstruktiven Azoospermie bestehen meist gute Chance für eine erfolgreiche TESE. Bei Männern mit nicht-obstruktiver Azoospermie besteht auch die Chance, dass Spermien in den Hoden vorhanden sind, jedoch ist hier eine Einschätzung vor dem Eingriff wesentlich schwieriger zu treffen.
Was geschieht nach dem Eingriff?
Nach dem Eingriff werden die Spermien aus dem Gewebe entnommen und anschließend kann, wenn genügend Spermien gewonnen werden konnten, eine ICSI durchgeführt werden. Dabei wird ein Spermium in eine Eizelle injiziert bevor der Embryo in Folge in die Gebärmutter der Frau eingesetzt werden.
Wie hoch ist die Erfolgschance?
Die Studienlage ist sehr uneins darüber, wie erfolgreich TESE nun ist. Die meisten Männer, die sich einer TESE unterziehen, hätten jedoch auch kaum eine andere Chance, weshalb man in diesem Fall auch kleinere Erfolge für die Betroffenen sehr bedeutsam sein können.
Aus den Daten lässt sich jedoch ableiten, dass bei einer ICSI die Befruchtungsrate nach einer Mikro-TESE durchschnittlich bei 57% liegt. Bezüglich Fehl- und Lebendgeburten gibt es aktuell leider noch recht wenige Daten. Die vorhandenen Studien deuten jedoch darauf hin, dass etwa 24% der Paare, bei denen die Spermien durch Mikro-TESE gewonnen wurden, eine Lebendgeburt hatten (Esteves S. C., 2022).
Welche Risiken bestehen?
Eine TESE ist eine Operation und hat daher ähnliche Komplikationen wie andere Operationen auch. Am häufigsten kommt es bei der TESE zu einem blauen Fleck oder Schwellung an den Hoden. Insgesamt gibt es selten Nebenwirkungen bei einer TESE aber auch schwerwiegendere Komplikationen sind natürlich möglich (Esteves S. C., 2022). Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt wird Dich jedoch vor dem Eingriff aufklären. Am besten ist es, wenn Du also dort deine Bedenken und Fragen zu Deiner individuellen Situation stellst, denn je nach Eingriff, Vorerkrankungen oder Medikamentengabe müssen die Risiken individuell abgewogen werden.
Häufige Fragen zur TESE:
Ist TESE schmerzhaft?
TESE ist ein operativer Eingriff. Während des Eingriffs selbst, spüren Patienten keinen Schmerz jedoch sind danach Schmerzen möglich. Diese klingen jedoch in der Regel relativ schnell und komplikationslos wieder ab.
Kann ich sonst etwas tun, um meine Spermienqualität zu verbessern und vielleicht sogar eine TESE zu umgehen?
Ja, natürlich! Viele Lebensstilfaktoren können zur Verbesserung der Spermienqualität beitragen. Ansonsten können hochwertige Mikronährstoffpräparate wie VILAVIT Male, das speziell zur Verbesserung der Spermienqualität entwickelt worden ist, einen wichtigen Beitrag leisten.
Wo kann man eine TESE durchführen lassen?
TESE wird oft von Kinderwunschzentren oder -kliniken angeboten. Auch einige (niedergelassene) Ärztinnen und Ärzte bieten eine TESE an. Die Operation erfolgt dann meist in einer Tagesklinik. Manche öffentlichen Krankenhäuser haben ebenfalls Abteilungen in denen Fruchtbarkeitsbehandlungen durchgeführt werden können.
Referenzen:
- Esteves S. C. (2022). Microdissection TESE versus conventional TESE for men with nonobstructive azoospermia undergoing sperm retrieval. International braz j urol : official journal of the Brazilian Society of Urology, 48(3), 569–578.
- Flannigan, R., Bach, P. V., & Schlegel, P. N. (2017). Microdissection testicular sperm extraction. Translational andrology and urology, 6(4), 745–752.