Nicht alleine in der Trauer: Ein Blick hinter die Arbeit für Sternenkinder

Nicht alleine in der Trauer: Ein Blick hinter die Arbeit für Sternenkinder

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Claudia Turek ist die Vereinsobfrau des Vereins Regenbogen, einer Selbsthilfeinitiative für Eltern von Sternenkindern. Der Verein unterstützt Familien, die durch Fehlgeburten, Abtreibungen, Totgeburten oder den frühen Verlust ihres Babys gegangen sind. Claudia selbst hat drei Kinder verloren und ist heute glückliche Mutter von drei Kindern.

Können Sie uns erzählen, wie Sie zum Verein Regenbogen gekommen sind und warum Ihnen dieses Thema persönlich am Herzen liegt?

Im Jahre 2006 habe ich einen Sohn Dominik im 5. Monat verloren. Da mir bewusst war, dass mir der Austausch mit anderen Betroffen helfen würde, meinen Schicksalsschlag zu verarbeiten, suchte ich Unterstützung und fand sie in der Selbsthilfegruppe vom Verein Regenbogen.

Der Tod meines Sohnes kam ohne Vorwarnung und überraschend, in der ersten zeit merkte ich schnell welche damaligen "Freunde" mir guttaten und welche mit der Situation überfordert waren und mich mieden. Auch mein Lebenspartner konnte mit dem Verlust schlecht umgehen und es kam zur Trennung.

Wie hat diese Erfahrung Ihre Sicht auf Trauer, Hoffnung und Unterstützung verändert?

Sich nicht verstecken und sich die Zeit zu nehmen mit der Trauer offen umgehen zu dürfen und sich die Zeit der Einbindung seines Schicksalsschlages zu nehmen, nur so kann man sein leben als positiver Mensch weiterleben.

Was ist die Hauptaufgabe des Vereins und welche Angebote gibt es konkret für betroffene Familien?

Die Hauptaufgabe von uns besteht darin, Sterneneltern in ihrer Situation zu helfen und unterstützen, ob durch Aufklärung (z.B. Was hatte ich und welche Gesetze gelten für mich), Beratung, Recherchesuche (Wo liegt mein Baby? Ist es bei der nächsten Sammelbestattung dabei?) und Begleitung in Form von Einzelberatung, Gesprächsgruppen, Bastelnachmittage, Nähtreffen, Begleitung bei den Sammelbestattungen am Babyfriedhof, Öffentlichkeitsarbeit.

Wie erleben Sie, dass sich Familien untereinander unterstützen – sei es online, bei Treffen oder auf andere Weise?

Online beratend waren wir nur im 1. Lockdown tätig, das persönliche Gespräch, ob einzeln gewünscht oder in der Gruppe erleben wir für die Sterneneltern als sehr bereichernd und das Gefühl "Wir sind nicht alleine!"

Was sind die wichtigsten Dinge, die Eltern und Angehörige in dieser schwierigen Zeit als hilfreich empfinden?

Einfach zuhören, da sein, die eigene Geschichte im Hintergrund lassen, vorsichtig nachspüren, welche Art von Unterstützung hilft gerade den Sterneneltern.

Taschentücher in Greifnähe haben, genügend Zeit für das Gespräch einplanen, den Raum/Platz vorbereiten, einfach mal was zum Trinken und Nervennahrung vorbereiten.

Wie wichtig ist es für Sie, das Thema Sternenkinder in der Gesellschaft sichtbarer zu machen?

Das Thema mit "Gespür" sichtbar zu machen, da es viele Paare betrifft, ohne Konfrontation, durch Öffentlichkeitsarbeit mit z.B. einem Messestand am "Tag der Selbsthilfe" sichtbar machen.

Jeder trauert anders, jeder braucht in der Situation was anderes. Traut euch zu fragen, was gerade den Paar helfen kann. Einfach "da" sein, was kochen, im Haushalt helfen oder mit schon lebenden Kindern was unternehmen um "Zeit zum Trauern" zu schaffen.

Welche Momente in Ihrer Arbeit haben Ihnen besonders gezeigt, dass der Verein einen Unterschied macht?

Die persönliche Begleitung und Unterstützung bei den Sammelbestattungen am Babygrabfeld 4x jährlich. Die meisten Eltern, die ein Kind mit weniger als 500 g Geburtsgewicht verloren haben, sind die häufigsten "ungesehenen" Trauernden mit der wenigsten Unterstützung.

Gibt es etwas, das Sie anderen Eltern oder Familien mit Sternenkindern unbedingt mit auf den Weg geben möchten?

Nimm dir die Zeit, die du brauchst! Alle Gefühle sind erlaubt, auch Wut!

Nicht du musst auf die Umgebung Rücksicht immer nehmen, sondern sie auf dich!