Ernährung bei Kinderwunsch

Ernährung und Kinderwunsch: Was essen, um schwanger zu werden?

Dr. Alexander Just ist seit mehr als 20 Jahren als Arzt im Bereich der Gynäkologie und als Kinderwunsch-Experte tätig. Als Spezialist für Reproduktive Vorsorge und Reproduktionsmedizin ist es ihm ein persönliches Anliegen, über das Thema Fertilität und Kinderwunsch aufzuklären und Mythen aus der Welt zu räumen.

Ausgewogene Ernährung für eine optimale Fruchtbarkeit

Die Bedeutung der Mikronährstoffen bei Kinderwunsch

Lebensmittel, die vermieden werden sollten

Zusätzliche Tipps zur Förderung der Fruchtbarkeit

Eine gesunde Ernährung spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die Fruchtbarkeit zu unterstützen und die Chancen auf eine erfolgreiche Empfängnis zu erhöhen. Was sollte man nun essen, um schwanger zu werden?

Folgende Ernährungstipps sollten bei einem aktiven Kinderwunsch berücksichtigt werden.

Ausgewogene Ernährung für eine optimale Fruchtbarkeit

Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung ist entscheidend für die allgemeine Gesundheit und Fruchtbarkeit. Folgende Faktoren unterstützen eine ausgewogene Ernährung:

Gesunde Fette

Lebensmittel reich an gesunden Fetten wie Avocados, Nüsse und Olivenöl enthalten essenzielle Fettsäuren, die für die hormonelle Balance wichtig sind. Insbesondere Omega-3-Fettsäuren, die in fettem Fisch wie Lachs und Makrele enthalten sind, können die Fruchtbarkeit unterstützen und Entzündungen im Körper reduzieren.

Komplexe Kohlenhydrate

Komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten, Gemüse und Hülsenfrüchten sorgen für eine stabile Blutzuckerregulation. Dies ist besonders wichtig, da hohe Blutzuckerspiegel und Insulinresistenz die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können.

Antioxidantien

Antioxidantien wie Vitamin C, Selen und Zink schützen die Zellen vor oxidativem Stress. Eine Ernährung reich an Obst und Gemüse hilft, freie Radikale zu bekämpfen und die allgemeine Zellgesundheit zu verbessern.

Die Bedeutung der Nährstoffversorgung

Eine optimale Versorgung mit hochwertigen Mikronährstoffen kann entscheidend dazu beitragen, die Qualität der Eizellen zu verbessern. Da die Nährstoffversorgung aus Lebensmitteln oft nicht ausreicht, um die Eizellqualität signifikant zu verbessern, ist es empfohlen und wissenschaftlich bewiesen, gezielt hochwertige Nahrungsergänzungsmittel zusätzlich einzunehmen. Dies gleicht mögliche Defizite aus, regt die Eierstockaktivität an und unterstützt die Follikelreifung. Klinische Studien haben nach der Einnahme von folgenden Wirkstoffen über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten verbesserte Chancen auf eine Top-Blastozystenrate sowie erhöhte Schwangerschaftsraten nachgewiesen.

Omega-3 Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren haben einen positiven Einfluss auf die Fruchtbarkeit sowohl bei Männern als auch bei Frauen.

Bei Frauen können Omega-3-Fettsäuren die Hormonproduktion regulieren und die Entzündungen im Endometrium verbessern, was die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung und Einnistung erhöht. Frauen, die Omega-3-Ergänzungen einnahmen, eine 1,51-fach höhere Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, im Vergleich zu Frauen, die keine Omega-3-Fettsäuren einnahmen.1

Bei Männern tragen Omega-3-Fettsäuren zur Verbesserung der Spermienqualität bei, indem sie die Spermienmotilität und -form optimieren und oxidative Schäden reduzieren. Zusätzlich fördern sie eine gesunde Durchblutung, die für eine normale erektile Funktion wichtig ist.

N-Acetyl-Cystein (NAC)

N-Acetyl-Cystein (NAC) fördert die Fruchtbarkeit durch seine starke antioxidative Wirkung und seine Fähigkeit, den Körper von toxischen Substanzen zu befreien.

Bei Frauen kann NAC die Fruchtbarkeit verbessern, indem es oxidative Stressschäden reduziert, die für die Gesundheit der Eizellen und das hormonelle Gleichgewicht von Bedeutung sind. Zudem kann NAC die Insulinempfindlichkeit verbessern und damit den Hormonhaushalt regulieren, was insbesondere bei polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) zur Ovulationsinduktion führen kann. NAC hat in wissenschaftlichen Studien verbesserte Schwangerschaftsraten in IUI-Zyklen aufgezeigt. 2

Bei Männern trägt NAC zur Verbesserung der Spermienqualität bei, indem es oxidative Schäden an den Spermien reduziert, die Spermienmotilität erhöht und die Gesamtanzahl der Spermien steigert. Durch diese positiven Effekte auf Zellgesundheit und Hormonregulation kann NAC die Chancen auf eine erfolgreiche Empfängnis sowohl bei Männern als auch bei Frauen erhöhen.

Alpha-Liponsäure

Eine wissenschaftliche Studie zeigt die positiven Effekte von Alpha-Liponsäure sowohl auf die weibliche als auch auf die männliche Fruchtbarkeit auf. Verbesserungen reichen von der Eizellreifung bis zur Befruchtung, Embryoentwicklung und möglichen Schwangerschaftsraten. Eine regelmäßige Einnahme von Alpha-Liponsäure sowohl bei subfertilen Frauen als auch Männern zeigt eine Reduzierung von Beckenbeschwerden bei Endometriose, eine Regulierung des Menstruationszyklus und von Stoffwechselstörungen sowie eine Verbesserung der Spermienqualität.3

Trans-Resveratrol

Trans-Resveratrol hat eine therapeutische Wirkung bei Männern mit idiopathischer Unfruchtbarkeit. Eine Pilotstudie deutet darauf hin, dass Trans-Resveratrol einen positiven Effekt auf die Spermienkonzentration, die Gesamtzahl der Spermien sowie auf die totale und progressive Motilität haben, ohne die Spermienmorphologie, das Ejakulatvolumen und den pH-Wert zu beeinflussen.4

Die genannten Wirkstoffe sind nur ein Teil der wichtigen Nährstoffe, die für eine optimale Eizell- und Spermienqualität erforderlich sind. Eine umfassende Versorgung mit allen relevanten Nährstoffen findest du in VILAVIT Female und VILAVIT Male.

Lebensmittel, die vermieden werden sollten

Einige Lebensmittel können die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen und sollten in Maßen konsumiert oder ganz vermieden werden:

Zuckerhaltige Lebensmittel

Zuckerhaltige Lebensmittel können die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen, da sie zu einer Vielzahl gesundheitlicher Probleme führen können, die sich auf die reproduktive Gesundheit auswirken. Ein hoher Zuckerkonsum kann zu Insulinresistenz und erhöhtem Blutzuckerspiegel führen, was wiederum hormonelle Ungleichgewichte verursachen kann. Bei Frauen kann dies zu Störungen des Menstruationszyklus und einer verminderten Eizellqualität führen, während Männer möglicherweise eine reduzierte Spermienqualität erfahren. Zudem fördern zuckerhaltige Lebensmittel oft Übergewicht, das ein zusätzlicher Risikofaktor für Unfruchtbarkeit ist. Langfristig kann der übermäßige Verzehr von Zucker zu chronischen Entzündungen beitragen, die die Fortpflanzungsorgane beeinträchtigen können.

Daher ist es ratsam, den Konsum von Zucker zu reduzieren und sich auf ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung zu konzentrieren, um die Fruchtbarkeit zu unterstützen.

Koffein

Wissenschaftliche Studien bezüglich Koffeinkonsum bei Kinderwunsch sind nicht eindeutig. Allerdings gibt es einige Hinweise, dass der Konsum von Koffein, möglicherweise die Zeit bis zur Schwangerschaft verlängert und die Entwicklung des Fötus beeinträchtigt werden könnte, obwohl der Mechanismus hierfür unklar ist. Koffein könnte den Eisprung und die Funktion des Gelbkörpers durch Veränderungen der Hormonspiegel beeinflussen.5

Wir empfehlen trotz der vorliegenden Datenlage, die Koffeinaufnahme auf maximal 200 Milligramm pro Tag zu begrenzen.

Alkohol

Alkohol ist ein starkes Nervengift, das nicht nur während der Schwangerschaft, sondern auch schon beim Kinderwunsch erhebliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben kann. Eine Meta-Studie von über 27.000 Frauen hat gezeigt, dass Frauen, die mehr als sieben Drinks pro Woche konsumierten (rund 84g Alkohol), eine um 7 % geringere Wahrscheinlichkeit hatten, nach einer IVF-Behandlung schwanger zu werden. Auch der männliche Alkoholkonsum hat einen negativen Effekt auf die Lebendgeburtenrate.6

Transfette

Transfette, die in vielen verarbeiteten Lebensmitteln und Fast Food vorkommen, können die Hormonproduktion stören. Bei Frauen sind die Aufnahme von TFAs (trans-Fettsäuren) mit einem erhöhten Risiko für eine ausbleibende Ovulation verbunden, wirken sich negativ auf die Dauer der Schwangerschaft aus und können zu Entwicklungsdefekten des Fötus und Fehlgeburten führen. Auch bei Männern deuten klinische Studien darauf hin, dass die Aufnahme von Trans-Fettsäuren umgekehrt proportional zur Spermienkonzentration und zur Gesamtzahl der Spermien ist und eine positive Korrelation mit Asthenospermie aufweist.7

Achte daher darauf, gesunde Fette wie die aus Avocados und Nüssen zu bevorzugen und verarbeitete Lebensmittel, Fertiggerichte und ungesunde Fette zu vermeiden.

Zusätzliche Tipps zur Förderung der Fruchtbarkeit

Ausreichend Flüssigkeit

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig für die allgemeine Gesundheit und Fruchtbarkeit. Ohne ausreichend Wasser können Männer unter geringem Samenvolumen und Frauen unter anhaltender vaginaler Trockenheit leiden. 8

Trinke täglich ausreichend Wasser, um den Körper gut hydriert zu halten.

Gesundes Körpergewicht

Ein gesundes Körpergewicht ist entscheidend für die Fruchtbarkeit. Studien haben gezeigt, dass sowohl ein zu niedriger als auch ein zu hoher BMI ein potenzielles Risiko für Unfruchtbarkeit bei Frauen darstellt. Ursache sind oft hormonelle Ungleichgewichte.9

Bei Frauen mit Übergewicht oder Adipositas dauert es länger, schwanger zu werden, und sie haben eine verringerte Fertilitätsrate, einen erhöhten Bedarf an Gonadotropinen und eine höhere Fehlgeburtenrate im Vergleich zu Frauen mit Normalgewicht. Männliche Adipositas kann zu Subfertilität führen, erhöhter Hodentemperatur, Beeinträchtigung der physischen und molekularen Struktur der Spermien, verringerter Spermienqualität und Erektionsstörungen aufgrund peripherer Gefäßerkrankungen.5

Daher sind eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung entscheidend bei Kinderwunsch.

Stressmanagement

Höhere Stresslevel, gemessen durch den Speichelgehalt an Alpha-Amylase, sind mit einer längeren Zeit bis zum Eintritt einer Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko für Unfruchtbarkeit verbunden.6

Neben einer gesunden Ernährung solltest Du auch auf Stressbewältigungsstrategien wie Yoga, Meditation oder regelmäßige Spaziergänge setzen.

Fazit

Die richtige Ernährung ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Kinderwunsch. Eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung unterstützt nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern auch die Fruchtbarkeit. Indem du auf hochwertige Mikronährstoffe für die Eizellqualität und die Spermienqualität achtest, verarbeiteten Lebensmitteln aus dem Weg gehst und gesunde Lebensgewohnheiten pflegst, schaffst du die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Empfängnis.

 

  1. Stanhiser J, Jukic AMZ, McConnaughey DR, Steiner AZ. Omega-3 fatty acid supplementation and fecundability. Hum Reprod. 2022 
  2. Bedaiwy et al., N-acetyl cystein improves pregnancy rate in long standing unexplained infertility: A novel mechanism of ovulation induction, 2004
  3. Di Tucci C, Galati G, Mattei G, Bonanni V, Capri O, D'Amelio R, Muzii L, Benedetti Panici P. The role of alpha lipoic acid in female and male infertility: a systematic review. Gynecol Endocrinol. 2021
  4. Illiano E, Trama F, Zucchi A, Iannitti RG, Fioretti B, Costantini E. Resveratrol-Based Multivitamin Supplement Increases Sperm Concentration and Motility in Idiopathic Male Infertility: A Pilot Clinical Study. J Clin Med. 2020
  5. Lucero J, Harlow BL, Barbieri RL, Sluss P, Cramer DW. Early follicular phase hormone levels in relation to patterns of alcohol, tobacco, and coffee use. Fertil Steril. 2001
  6. Do caffeine and alcohol affect fertility treatments? Saudi Med J. 2022 Nov;43
  7. Çekici H, Akdevelioğlu Y. The association between trans fatty acids, infertility and fetal life: a review. Hum Fertil (Camb). 2019 
  8. Zhu L, Zhou B, Zhu X, Cheng F, Pan Y, Zhou Y, Wu Y, Xu Q. Association Between Body Mass Index and Female Infertility in the United States: Data from National Health and Nutrition Examination Survey 2013-2018
  9. Emokpae MA, Brown SI. Effects of lifestyle factors on fertility: practical recommendations for modification. Reprod Fertil. 2021
  10. Lynch CD, Sundaram R, Maisog JM, Sweeney AM, Buck Louis GM. Preconception stress increases the risk of infertility: results from a couple-based prospective cohort study--the LIFE study. Hum Reprod. 2014