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Männliche Unfruchtbarkeit

Laut WHO liegt eine Unfruchtbarkeit, vor wenn ein
Mann nicht in der Lage ist, innerhalb eines Jahres, trotz regelmäßigen,
ungeschützten Geschlechtsverkehrs (an den fruchtbaren Tagen der Frau) ein Kind
zu zeugen.

Männliche Fertilitätsstörungen

Störung der Spermienproduktion 

Folgende Fertilitätsstörungen können anhand eines Spermiogramms
festgestellt werden:

  •  Gesamtzahl der Spermien vermindert: OLIGOZOOSPERMIE
  • Anzahl der beweglichen Spermien vermindert: ASTHENOZOOSPERMIE
  • Anzahl der normal geformten Spermien vermindert: TERATOZOOSPERMIE

Störung der Transportwege

Der männliche Hoden produziert ausreichend Spermien, diese werden
jedoch durch Verklebungen und Verhärtungen und einen Verschluss der Samenwege blockiert.
Die Folge: ein vollständiges Fehlen von Spermien
im Ejakulat.

Ursachen für männliche Unfruchtbarkeit

Die Ursachen für eingeschränkte
Zeugungsfähigkeit beim Mann sind vielfältig.

Vielfältige Vorerkrankungen – oft im
Kindesalter -, Infektionen, Entzündungen der Hoden & Nebenhoden, Harnblase
oder Prostata können zu einer männlichen Unfruchtbarkeit führen.

Hodenhochstand: In der Kindheit wandern die Hoden nicht in den Hodensack, sondern verbleiben
im Bauchraum bzw. der Leistengegend. Die Spermienproduktion wird dauerhaft
geschädigt, sollte der Hodenhochstand nicht rechtzeitig korrigiert werden.

Infektionen: Eine Mumpsinfektion (Mumpsorchitits) im Kindeshalter kann eine
Hodenentzündung und -Verhärtung zur Folge haben. Diese geht mit einer stark
eingeschränkten Spermienproduktion einher.

Hodenkrampfader (Varikocele): Die Samenstränge im Hoden sind von einem Venengeflecht umgeben.
Erweitert sich dieses, so spricht man von einer Varikocele. Meistens ist die
linke Seite des Hodens betroffen, da hier das Blut schlechter abfließt. Die
starke Wärmeentwicklung durch den Blutrückstau im Hodenbereich beeinflusst die
Zeugungsfähigkeit.

Hormonelle Störungen:

Auch bei Männern können hormonelle
Störungen zu Unfruchtbarkeit führen. Für die Neubildung von Spermien sind folgende
Hormone besonders wichtig:

Ein Mangel an Testosteron, FSH und LH
schränkt die männliche Zeugungsfähigkeit ein.  

Genetische Defekte

Genetische Erkrankungen sind u.a. das
Klinefelter-Syndrom mit vermindeter Ausschüttung männlicher Hormone und
vermindeter Qualität der Samenfäden, sowie Deletion, dem Verlust von
Informationen auf dem Y-Chromosom, das für die männliche Geschlechtsausprägung
verantwortlich ist. Genetische Defekt können über eine Blutuntersuchung
identifiziert werden.

Risikofaktoren sind aber auch Stress,
Ernährungsgewohnheiten, Übergewicht, Einnahme gewisser Arzneimittel sowie
Alkohol-und Nikotinkonsum und Umweltfaktoren.

Diagnose

Bei unerfülltem Kinderwunsch werden häufig zuerst die Frauen und erst später die Männer untersucht. Eine rechtzeitige Untersuchung beim Mann ist jedoch ebenso erforderlich.

Die Diagnostik von Fertilitätsstörungen beim Mann erfolgt durch einen Facharzt im Gebiet der
reproduktiven Gesundheit, dem Andrologen. Die Andrologie ist ein Spezialgebiet
der Urologie. Folgender Untersuchungen und Abklärungen geben Aufschluss über die
männliche Zeugungsfähigkeit:

  •  Ausführliche Anamnese mit Vorerkrankungen & Lebensumständen
  • Physische Untersuchung der Geschlechtsorgane
  • Ultraschalluntersuchung des Hoden
  • Hormondiagnostik (FSH, LH, Prolaktin & Testosteron)
  • Spermiogramm für Qualität & Quantität der Samenzellen
  • Ggf. Hodenbiopsie

Hormondiagnostik

Auch beim Mann
kann eine Hormonanalyse relevant zur Aufklärung des unerfüllten Kinderwunsches
sein. Insbesondere bei eingeschränkter Spermienqualität ist eine Hormonuntersuchung
empfehlenswert. Folgende Symptome können auf eine Hormonstörung deuten: Müdigkeit
und Abgeschlagenheit, Vitalitätsverlust, Gewichtszunahme und Leistungsminderung.
Mittels einer Blutprobe kann eine Hormonanalyse durchgeführt werden.

Das Spermiogramm

Als wichtigste
Untersuchungsmethode zur Beurteilung der männlichen Zeugungsfähigkeit gilt das Spermiogramm.
Das Spermiogramm ist die mikroskopische Analyse des Ejakulats. Es gibt
Aufschluss über die Spermienqualität und die Spermienanzahl und -dichte. Ebenso
werden die Flüssigkeitsmenge (Volumen) und der ph-Wert des Ejakulats bestimmt.

Das Ejakulat soll nach einer Karenzzeit (Zeit ohne Samenerguss) von zwei bis sieben Tagen
mittels Masturbation gewonnen werden. Das Ejakulat soll unter sterilen Bedingungen
und idealerweise im Labor vor Ort, bzw. nicht mehr als 30-60 Minuten entfernt
gewonnen werden. 1 Mindestens zwei Spermiogramme in einem Zeitraum von vier bis zwölf Wochen sind empfehlenswert, da Anzahl und Qualität der Samenzellen stark schwanken können.  

Parameter der Spermienqualität

Die Spermien müssen in der Lage sein, die Eizelle zu erreichen. Folgende Parameter sind hier entscheidend:

Anzahl der Spermien: Die Menge hat diagnostischen Charakter und gibt Aufschluss über die Samenproduktion.
Zusätzlich gibt die Anzahl der Spermien Rückschlüsse über die Anzahl der übertragenen Spermien bei Geschlechtsverkehr.

Form der Spermien (Morphologie): Das Aussehen der Spermien wird anhand folgender Bereiche begutachtet: Kopf, Mittelstück und Schwanz. Tatsächlich sind die meisten Spermien nicht normal geformt und haben beispielsweise mehrere Köpfe oder
Schwänze. Laut WHO wird bereits bei 4% unauffälliger Spermien der Normwert erreicht.  

Beweglichkeit der Spermien (Motilität): Die Beweglichkeit ist ein entscheidender Faktor für das Fortkommen im weiblichen Genitaltrakt. Samenzellen müssen die Eizelle erreichen, wichtig ist hier eine zielgerichtete Vorwärtsbewegung.

WHO Kriterien für ein Spermiogramm

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Kriterien für das Spermiogramm definiert, die als grundlegende Referenzwerte bei der Beurteilung der Spermaqualität dienen. Diese wurden erst 2021 aktualisiert.

  Ejakulatvolumen                                                                          ≥1,4 ml

  Spermien-​Konzentration:                                                             ≥16 Mio/ml

  Gesamt-​Spermienzahl im Ejakulat                                                ≥39 Mio 

  Progressive Motilität (vorwärtsbewegliche
Spermien):               ≥30 %

  Gesamt-Motilität (progressiv & nicht-progressiv)            ≥42 %

  Morphologie (normal geformte Spermien):                                 ≥4 %

 

Ist ein Befund außerhalb der Normwerte ist eine Behandlung erforderlich. Sprich mit Deinem
Facharzt über die nächsten Schritte. Weitere Informationen zu Therapie findest Du hier: LINK zu Therapie

DNA Fragmentierung

Die Aufgabe des Spermiums ist, die Erbinformation des Vaters sicher zur Eizelle zu bringen. In Folge kann damit ein gesunder Embryo entstehen. Ein DNA Bruch, dh. beschädigte Erbgutinformation im Spermium kann jedoch dazu führen, dass sich neuen Zellen und
somit auch ein Embryo nicht weiterentwickeln kann. Obwohl ein
Spermiogramm keine Auffälligkeiten zeigt, kann die Fruchtbarkeit trotzdem eingeschränkt
sein. Ein Spermiogramm gibt keine Rückschlüsse über mögliche Brüche im DNA Strang der Spermien. Verschiedene Testmöglichkeiten (TUNEL-Test oder SCD Test) erlauben, das Erbgut der Spermien mittels einer Samenprobe zu analysieren. Aktuell gibt es keine standardisierten Richtwerte,
jedoch führen 15-20% leicht bis mäßig fragmentierte Spermien zu reduzierter Fruchtbarkeit.

Wurde eine DNA-Fragementierung festgestellt, ist die Anpassung des Lebensstils empfehlenswert.