Anti-Müller-Hormon (AMH) bei Kinderwunsch

Das Anti-Müller-Hormon (AMH-Wert) und die Bedeutung bei Kinderwunsch

Dr. Alexander Just ist seit mehr als 20 Jahren als Arzt im Bereich der Gynäkologie und als Kinderwunsch-Experte tätig. Als Spezialist für Reproduktive Vorsorge und Reproduktionsmedizin ist es ihm ein persönliches Anliegen, über das Thema Fertilität und Kinderwunsch aufzuklären und Mythen aus der Welt zu räumen.

Was ist der AMH-Wert und warum ist er wichtig?

Die ovarielle Reserve einer Frau

Der AMH Wert im Alter

Ursachen für einen niedrigen AMH-Wert

Bedeutung des AMH-Werts für die Reproduktionsmedizin

Kann man den AMH-Wert verbessern?

Möglichkeiten um die Fruchtbarkeit zu fördern

Schwanger werden mit 40 Jahren?

AMH-Wert ist ein wichtiger Indikator für Fruchtbarkeit

In der heutigen Zeit stellen sich viele Frauen die Frage: "Kann ich noch schwanger werden?" Diese Frage ist besonders relevant für Frauen, die sich später im Leben für eine Schwangerschaft entscheiden.

Eine der wichtigsten Kennzahlen, die dabei eine Rolle spielen, ist der Anti-Müller-Hormon-Wert, kurz AMH-Wert. Dieser Wert, ermittelt durch einen AM-Hormonspiegel, dient als Indikator für die Eizellreserve einer Frau und kann wichtige Informationen darüber liefern, ob eine Schwangerschaft auf natürliche Weise möglich ist oder ob assistierte Reproduktionstechniken wie In-Vitro-Fertilisation (IVF) in Betracht gezogen werden sollten.

Was ist der AMH-Wert und warum ist er wichtig?

Das Anti-Müller-Hormon ist ein Hormon, das von der Pubertät bis zur Menopause von den Eierstöcken produziert wird. Es ist ein Marker für die Anzahl der Eizellen, die sich noch in den Eierstöcken einer Frau befinden.

Der AMH-Spiegel wird mittels eines Bluttests ermittelt, der jederzeit während des Zyklus durchgeführt werden kann. Auch hormonelle Verhütungsmethoden haben keinen Einfluss auf den AMH-Wert.

Die AMH-Werte sind klar definiert und geben eine verlässliche Auskunft über die Eizellreserve der Frau.

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Ein AM-Hormonspiegel von mehr als 6 ng/ml kann auf das PCO-Syndrom hinweisen.

Ein niedriger AMH-Wert kann darauf hinweisen, dass die Eizellreserve gering ist, was bedeutet, dass weniger Eizellen vorhanden sind und die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft verringert sein kann.

Raucherinnen haben in der Regel einen niedrigeren AMH-Wert als Nicht-Raucherinnen.      

Die ovarielle Reserve (Eizellreserve) einer Frau

Die ovarielle Reserve einer Frau, also die Anzahl der Eizellen, die ihr zur Verfügung stehen, wird bereits vor der Geburt festgelegt.

 

Eizellreserve_AMH_Wert_Anti_Mueller_Hormon

 

Ab der Pubertät reifen monatlich bis zu 1.000 Follikel heran, von denen jedoch nur der größte und dominanteste zur Reifung während des Eisprungs freigegeben wird. Die restlichen Eizellen verkümmern. Dieser Prozess wiederholt sich ungefähr 300-500 Mal im Leben einer Frau

Der AMH Wert im Alter

Mit zunehmendem Alter einer Frau sinkt ihre ovarielle Reserve und folglich auch der AMH-Spiegel. Der drastischste Rückgang erfolgt ab dem Alter von 36 Jahren, wobei es auch Frauen gibt, die bereits früher eine niedrige Reserve haben.

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Die Menopause beginnt, wenn nur noch eine sehr geringe Anzahl an nicht befruchtungsfähigen Eizellen vorhanden ist und die Regelblutung ausbleibt.  

Die Wechseljahre setzen bei Frauen zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten ein, meist um das 50. Lebensjahr, aber manchmal auch erst um die 60. Jahre. Beginnt die Menopause vor dem 40. Lebensjahr, spricht man von vorzeitigen Wechseljahren.

Ursachen für einen niedrigen AMH-Wert

Ein niedriger AMH-Wert kann verschiedene Ursachen haben. Hier sind mögliche Gründe:

  1. Alter: Der häufigste Grund für einen niedrigem AMH-Wert ist das zunehmende Alter der Frau, da die ovarielle Reserve im Alter abnimmt.
  2. Frühe Menopause: Manche Frauen erleben eine vorzeitige Menopause, bei der die ovarielle Reserve früher als gewöhnlich erschöpft ist.
  3. Genetische Faktoren: Erbkrankheiten oder genetische Veranlagungen, wie zum Beispiel das Turner Syndrom können die ovarielle Reserve beeinträchtigen.
  4. Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift, wie das Autoimmun-Ovarialsyndrom können die Eierstöcke schädigen und zu einem niedrigeren AMH-Wert führen.
  5. Ovarielle Insuffizienz: Eine eingeschränkte Funktion der Eierstöcke, die aus verschiedenen Gründen auftreten kann, wie z.B. durch bestimmte medizinische Behandlungen oder Erkrankungen.
  6. Krebsbehandlungen: Chemotherapie oder Bestrahlung zur Behandlung von Krebs kann die ovarielle Reserve beeinträchtigen und den AMH-Wert senken.
  7. Eierstockoperationen: Chirurgische Eingriffe an den Eierstöcken, wie z.B. die Entfernung von Zysten oder Tumoren, können die ovarielle Reserve beeinflussen.
  8. Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS): Bei einigen Frauen mit PCOS kann der AMH-Wert höher als normal sein, aber andere können auch eine verminderte ovarielle Reserve entwickeln.
  9. Lebensstil und Umweltfaktoren:

Body-Mass-Index (BMI): Es besteht eine umgekehrte Assoziation zwischen AMH-Spiegeln und BMI; höhere BMI-Werte sind tendenziell mit niedrigeren AMH-Werten verbunden.

Rauchen: Aktuelle Raucherinnen haben um 44 % niedrigere AMH-Werte im Vergleich zu Nichtraucherinnen.

Antibabypille: Anwenderinnen der Antibabypille haben AMH Mittelwerte, die um 42 % niedriger sind. Nach dem Absetzen der Kontrazeptiva steigt der AMH-Wert um 53 % innerhalb von drei Monaten.1

Endokrine Disruptoren: Endokrine Disruptoren wie Phthalate und BPA können die Eizellreserve ebenfalls negativ beeinflussen.2

Bedeutung des AMH-Werts für die Reproduktionsmedizin

Der AMH-Wert ist ein wichtiger Indikator für die Reproduktionsmedizin, insbesondere in der Auswahl der richtigen Dosierung für die hormonelle Stimulation.

Studien haben eine Korrelation zwischen dem AMH-Wert und der Reaktion der Eierstöcke auf die hormonelle Stimulation identifiziert. Patienten mit hohen AMH-Werten könnten ein höheres Risiko für eine Überstimulation haben, während Patienten mit niedrigen AMH-Werten wahrscheinlich eine schwache Reaktion zeigen.2

Kann man den AMH-Wert verbessern?

Der AMH-Wert gilt weitgehend als stabil und wird hauptsächlich durch genetische Faktoren und das Alter beeinflusst. Leider gibt es keine spezifischen Methoden, um den AMH-Wert zu verbessern. Bestimmte Lebensstiländerungen und die Einnahme von Mikronährstoffen kann jedoch dazu beitragen, die allgemeine Fruchtbarkeit und die Qualität der Eizellen zu verbessern.

Möglichkeiten um die Fruchtbarkeit zu fördern

Für Frauen mit einer niedrigen Eizellreserve gibt es verschiedene Schritte, die sie unternehmen können, um ihre Chancen auf eine Schwangerschaft zu verbessern:

  1. Gesunde Lebensweise:

Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf schlechte Gewohnheiten wie Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum können dazu beitragen, die allgemeine Gesundheit zu verbessern und die Fruchtbarkeit zu unterstützen.

  1. Mikronährstoffe

Hochwertige Mikronährstoffe wie Coenzym Q10 in Form von Ubiquinol, DHA (Docosahexaensäure) aus Omega-3-Fettsäuren, und Antioxidantien wie Alpha-Liponsäure, NAC (N-Acetyl-Cystein) und Selen haben in klinischen Studien eine positive Auswirkung auf die Eizell- bzw. Embroqualität aufgezeigt.

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  1. In-Vitro-Fertilisation (IVF)

Frauen mit einem niedrigen AMH-Wert können von Fruchtbarkeitsbehandlungen wie der In-vitro-Fertilisation (IVF) profitieren. Bei IVF werden Eizellen außerhalb des Körpers entnommen, befruchtet und dann in die Gebärmutter eingeführt.

Ist das Anti-Müller-Hormon sehr niedrig (1,0 ng/ml) können bei der Hormonstimulation höhere Hormondosen erforderlich sein. 

Schwanger werden mit 40 Jahren?

Finde fünf Tipps in unserem Video-Blog, wie du die Chancen erhöhen kannst mit über 40 Jahren schwanger zu werden:

Eizellspende als Option

In einigen Fällen kann eine Eizellspende eine Option sein, insbesondere wenn die eigene Eizellreserve sehr niedrig ist. Bei einer Eizellspende werden Eizellen von einer anderen Frau verwendet, um eine Schwangerschaft zu ermöglichen.

AMH-Wert ist ein wichtiger Indikator für Fruchtbarkeit

Der AMH-Wert ist ein wichtiger Indikator für die Eizellreserve einer Frau und kann der Reproduktionsmedizin wichtige Informationen darüber liefern, ob eine Schwangerschaft auf natürliche Weise möglich ist oder ob assistierte Reproduktionstechniken in Betracht gezogen werden sollten. Für Frauen mit einem niedrigen AMH-Wert kann ein Termin in einer Kinderwunschklinik ein wichtiger nächster Schritt sein, um geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu identifizieren. Trotz eines niedrigen AMH-Werts gibt es Wege, um den Traum von einer eigenen Familie zu verwirklichen.

 

Frequently Asked Questions (FAQs)

Können AMH-Werte von einem Test zum nächsten ansteigen?

Der AMH-Wert gilt zwar als einer der zuverlässigsten Parameter, allerdings kann der Wert von einem Test zum nächsten variieren. Signifikante Erhöhungen sind selten und in der Regel nicht auf eine tatsächliche Zunahme der ovariellen Reserve zurückzuführen.

Folgende Gründe können zu Schwankungen des AMH-Werts führen:

  • Messvariabilität: Labormethoden und Tests können Unterschiede in den Ergebnissen aufweisen. Unterschiedliche Labore oder Testmethoden können leicht abweichende Werte liefern.
  • Zykluszeitpunkt: AMH-Werte können sich im Laufe des Menstruationszyklus verändern, obwohl sie im Allgemeinen weniger variabel sind als andere hormonelle Marker.
  • Faktoren wie Rauchverhalten und Krankheiten: Diese können ebenfalls Einfluss auf die AMH-Werte haben. Veränderungen in diesen Faktoren können vorübergehende Schwankungen im AMH-Spiegel verursachen.
  • Saisonale Schwankungen: In einigen Studien wurden saisonale Unterschiede bei den AMH-Werten festgestellt, aber diese sind normalerweise gering.

Es ist wichtig, AMH-Werte zusammen mit anderen diagnostischen Informationen wie dem Ultraschall der antralen Follikelzahl zu betrachten, um ein genaues Bild der ovarialen Reserve zu erhalten

Kann ich mit einem niedrigen AMH-Wert schwanger werden?

Ja, es ist möglich, mit einem niedrigen AMH-Wert schwanger zu werden, aber es kann schwieriger sein. Ein niedriger AMH-Wert weist auf eine reduzierte ovarielle Reserve hin, was bedeutet, dass die Anzahl der verfügbaren Eizellen in den Eierstöcken geringer ist. Dies kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, aber es bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine Schwangerschaft unmöglich ist.

Quellen: 

  1. Lotte Werner, Yvonne T van der Schouw, Annelien C de Kat, A systematic review of the association between modifiable lifestyle factors and circulating anti-Müllerian hormone, Human Reproduction Update, Volume 30, Issue 3, May-June 2024
  2. Land KL, Miller FG, Fugate AC, Hannon PR. The effects of endocrine-disrupting chemicals on ovarian- and ovulation-related fertility outcomes. Mol Reprod Dev. 2022
  3. Ishii R, Tachibana N, Okawa R, Enomoto M, Asami M, Toriumi R, Hamada M, Horikawa M, Akiba Y, Taketani Y. Different anti-Műllerian hormone (AMH) levels respond to distinct ovarian stimulation methods in assisted reproductive technology (ART): Clues to bett