Um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen, ist es wichtig zu wissen, wann es überhaupt zu einer Empfängnis kommen kann und wann die fruchtbaren Tage sind. Die Bestimmung der fruchtbaren Tage ist somit ein entscheidender Faktor in der Familienplanung und der Reproduktionsmedizin. Wichtig ist, ein Verständnis des weiblichen Menstruationszyklus und der physiologischen Veränderungen, die während des Eisprungs (Ovulation) auftreten.
Der Menstruationszyklus im Überblick
Der Menstruationszyklus ist ein komplexer, hormonell gesteuerter Prozess, der durchschnittlich 28 Tage dauert, wobei Schwankungen von 21 bis 35 Tagen als normal angesehen werden. Er lässt sich in folgende zwei Hauptphasen unterteilen:
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Follikelphase
Diese Phase beginnt am ersten Tag der Menstruation und dauert bis zum Eisprung. In dieser Phase reifen die Eizellen (Oozyten) in den Follikeln des Eierstocks heran. Die Follikelphase wird durch den Anstieg des follikelstimulierenden Hormons (FSH) initiiert. Das FSH stimuliert die Follikelreifung.
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Lutealphase
Diese Phase beginnt nach dem Eisprung und dauert bis zum Einsetzen der nächsten Menstruation. Hier ist das luteinisierende Hormon (LH) entscheidend, welches den Eisprung auslöst und die Umwandlung des Follikels in das Corpus luteum (Gelbkörper) bewirkt. Das Corpus luteum produziert Progesteron, das die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Einnistung vorbereitet.
Um den Eisprung herum sind die Chancen am höchsten
Die fruchtbaren Tage liegen in der Periode rund um den Eisprung, der durch einen akuten Anstieg des LH-Spiegels ausgelöst wird. Der sogenannte LH Surge (LH Gipfel aus dem Englischen) tritt in der Regel 24 bis 36 Stunden vor der Freisetzung einer reifen Eizelle in den Eileiter aus, was wir als "Eisprung" bezeichnen.
Der Tag des Eisprungs, rund 5 Tage davor der Tag des Eisprungs gelten als „fruchtbare Tage“. Allerdings bleibt die Eizelle nur 12 bis 24 Stunden nach Freisetzung befruchtungsfähig.
Neben LH spielt Estradiol, eine Form des Östrogens, eine zentrale Rolle. Vor dem Eisprung steigt der Estradiolspiegel an. Es trägt dazu bei, die Dicke der Gebärmutterwand zu erhöhen und eine spermienfreundliche Schleimumgebung zu schaffen. Ein hoher Östrogenspiegel löst einen starken Anstieg des luteinisierenden Hormons aus.
Diese hormonellen Marker sind für die Berechnung der fruchtbaren Phase von großer Bedeutung, da sie eng mit der Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung korrelieren. Diese hormonellen Veränderungen können durch verschiedene Methoden erfasst werden, um die fruchtbaren Tage zu bestimmen.
Methoden zur Bestimmung der fruchtbaren Tage
Es gibt verschieden Methoden zur Bestimmung deiner fruchtbaren Tage.
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LH-basierte Ovulationstests
Ovulationstests bestimmen den Anstieg des LH (luteinisierendes Hormon) im Urin und können somit eine Indikation für den Eisprung ermöglichen. Diese Tests nutzen immunologische Reaktionen zur Detektion des LH-Gipfels und können den Eisprung 24 bis 36 Stunden im Voraus anzeigen.
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Eisprungrechner
Basierend auf deiner üblichen Zykluslänge, wird der ungefähre Zeitpunkt des Eisprungs per Algorithmus errechnet. Da der Zyklus variieren kann, ist diese Methode nicht 100% zuverlässig.
Der Femsense Zyklustracker nutzt präzises Temperaturtracking mittels Sensorpatch um den Eisprung und die fruchtbaren Tage genau zu bestimmen, indem er kontinuierlich die Basaltemperatur überwacht und den Zyklus individuell analysiert.
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Beobachtung des Zervixschleims
Der Zervixschleim ändert sich im Verlauf des Zyklus aufgrund hormoneller Einflüsse. An fruchtbaren Tagen ist der Zervixschleim (auch bekannt als „Ausfluss“), also der Schleim des Gebärmutterhalses klar, flüssig und „spinnbar“. Er sieht rohem Eiweiß ähnlich. Dies weist auf einen erhöhten Estradiolspiegel hin. Diese Veränderungen können ein Indikator für die fruchtbaren Tage sein, da spermienfreundlicher Zervixschleim die Überlebenszeit und Mobilität der Spermien erhöht.
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(Basal)Temperaturmethode (Körpertemperatur im Ruhezustand)
Kurz vor dem Eisprung fällt die Körpertemperatur um min. 0,2°C ab und steigt nach dem Eisprung um etwa 0,2°C bis 0,5°C wieder an (bedingt durch das Progesteron). Durch tägliches Messen über Monate hinweg kannst du dir ein gutes Bild von deinen fruchtbaren Tagen machen. Da jedoch Messfehler unterlaufen können, ist diese Methode nicht 100% zuverlässig.
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Ultraschallmonitoring
Im Rahmen der Reproduktionsmedizin kann die Überwachung der Follikelentwicklung mittels Ultraschalls eine präzise Vorhersage des Eisprungs ermöglichen.
Fruchtbare Tage und die Überlebensfähigkeit von Spermien und Eizellen
Die fruchtbaren Tage decken einen Zeitraum von etwa sechs Tagen ab – die fünf Tage vor dem Eisprung und den Tag des Eisprungs selbst. Spermien können bis zu fünf Tage im weiblichen Fortpflanzungstrakt überleben, während die Eizelle nur etwa 12 bis 24 Stunden nach der Ovulation befruchtungsfähig bleibt. Dieser enge Zeitrahmen macht eine präzise Bestimmung der fruchtbaren Tage besonders wichtig.
Zyklusschwankungen und ihre Auswirkungen
Bei Frauen mit unregelmäßigen Menstruationszyklen ist die Vorhersage des Eisprungs eine größere Herausforderung, da die Dauer der Follikelphase stark variieren kann. Studien zeigen, dass Stress, Gewichtsveränderungen, Erkrankungen oder hormonelle Dysbalancen die Zykluslänge und somit die fruchtbaren Tage beeinflussen können:
- Stress und Zyklusvariationen: Eine Studie von Fenster et al. (1999) zeigt, dass psychischer Stress zu Störungen der Follikelphase und somit zu Zyklusveränderungen führen kann.
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Unter- und Übergewicht: Studien belegen, dass sowohl Unter- als auch Übergewicht die Zykluslänge beeinflussen können, da Fettgewebe eine wesentliche Rolle im hormonellen Gleichgewicht spielt (Vashishta
et al., 2022, Aladashvili-Chikvaidze et al, 2015) - Hormonelle Dysbalancen: Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine häufige hormonelle Störung, die unregelmäßige Zyklen verursacht. hormonelle Ungleichgewichte beeinflussen die Zykluslänge stark und erschweren eine Vorhersage des Eisprungs ,
In solchen Fällen ist die Kombination mehrerer Methoden – etwa Zervixschleim-Beobachtung und Ovulationstests – sinnvoll, um die Genauigkeit zu erhöhen.
Fazit
Die Bestimmung der fruchtbaren Tage basiert auf einem tiefen Verständnis der hormonellen Mechanismen und physiologischen Prozesse, die den Menstruationszyklus steuern. Methoden wie LH-basierte Ovulationstests, Basaltemperaturmessung und Zervixschleim-Beobachtung ermöglichen eine präzise Eingrenzung des fruchtbaren Fensters. Für Frauen mit unregelmäßigen Zyklen ist es besonders ratsam, mehrere dieser Methoden zu kombinieren, um eine höhere Genauigkeit zu erzielen.
FAQ
Kann man auch mit unregelmäßigen Zyklen schwanger werden?
Wenn du unregelmäßige Zyklen hast und deine Periode unvorhersehbar ist, kann der Eisprung dennoch auftreten. Auch wenn du keine Blutung bemerkst, kann eine Eizelle freigesetzt und befruchtet werden.
Auch in der Phase vor der Menopause (Perimenopause) können Zyklen unregelmäßig werden oder ausbleiben, aber der Eisprung tritt möglicherweise noch auf, sodass eine Schwangerschaft möglich ist.
Kann ich meine fruchtbaren Tage bei unregelmäßigen Zyklen vorhersagen?
Bei unregelmäßigen Zyklen ist die Vorhersage schwieriger, da die Dauer der Follikelphase variieren kann. Methoden wie die Beobachtung des Zervixschleims und die Verwendung von Ovulationstests können jedoch eine Möglichkeit bieten, um den Eisprung zu bestimmen.
Was beeinflusst die Zykluslänge und den Eisprung?
Die Zykluslänge und der Eisprung können durch verschiedene Faktoren wie Stress, Gewichtsveränderungen, hormonelle Ungleichgewichte oder gesundheitliche Probleme beeinflusst werden. Diese Faktoren können den Eisprung verzögern oder den Zyklus unregelmäßig machen.
Welche Anzeichen hat ein Eisprung?
Ein Eisprung zeigt sich durch verschiedene körperliche Anzeichen, die dir helfen können, deinen fruchtbaren Zeitraum zu erkennen. Die Anzeichen sind jedoch individuell unterschiedlich und können einzeln oder kombiniert auftreten. Folgende Symptome treten häufig auf:
- Veränderung des Zervixschleims: Der Schleim wird klar, dehnbar und erinnert an rohes Eiweiß. Dies schafft eine spermienfreundliche Umgebung.
- Mittelschmerz: Manche Frauen spüren ein leichtes Ziehen oder Schmerzen im Unterbauch, auf der Seite des Eierstocks, der den Eisprung hat.
- Anstieg der Basaltemperatur: Kurz nach dem Eisprung steigt die Körpertemperatur um etwa 0,2°C bis 0,5°C an.
- Höhere Libido: Viele Frauen verspüren um den Eisprung herum eine gesteigerte sexuelle Lust.
Referenzen
Vashishta S, Gahlot S, A study on body mass index and menstrual cycle length in reproductive age women, International Journal of Advances in Medicine, 2022