In der Welt der reproduktiven Gesundheit ist die sekundäre Infertilität ein Thema, das oft übersehen wird. Während primäre Unfruchtbarkeit viel Aufmerksamkeit erhält, betrifft sekundäre Unfruchtbarkeit Paare, die bereits mindestens eine Schwangerschaft durchlebt haben. Diese Form der Unfruchtbarkeit ist weniger bekannt als die primäre Infertilität, jedoch für Betroffene nicht weniger belastend.
Definition und Prävalenz
Sekundäre Infertilität wird als das Unvermögen definiert, nach der Geburt eines Kindes erneut schwanger zu werden, trotz ungeschütztem Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen der Frau. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird sie als das Fehlen einer Schwangerschaft innerhalb von 12 Monaten regelmäßigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs bei Paaren beschrieben, die bereits mindestens eine Schwangerschaft erlebt haben. Experten schätzen, dass rund 7-15% aller Paare von sekundärer Infertilität betroffen sind.
Ursachen von sekundärer Infertilität
Die Ursachen für sekundäre Infertilität sind vielfältig und oft multifaktoriell:
- Infektionen und Immunologische Ursachen: Infektionen nach der Geburt oder im Wochenbett sowie chronische Infektionen des Fortpflanzungstrakts oder autoimmune Erkrankungen können die Fruchtbarkeit beeinflussen.
- Anatomische Probleme: Veränderungen in der Gebärmutter oder den Eileitern nach einer vorherigen Schwangerschaft oder Geburt können zu sekundärer Infertilität führen. Dazu gehören Verwachsungen, die durch Kaiserschnitt, Ausschabungen, Plazentaproblem oder andere Gebärmutteroperationen verursacht wurden. Auch neu entstandene Myome und Polypen können dazu führen, dass eine zweite Schwangerschaft ausbleibt.
- Alter: Die Fruchtbarkeit bei Frauen nimmt mit zunehmendem Alter deutlich ab, insbesondere ab dem 35. Lebensjahr. Die abnehmende Eizellqualität und -quantität kann auch zu sekundärer Infertilität führen.
- Hormonelle Störungen: Ungleichgewichte in den reproduktiven Hormonen können den Menstruationszyklus und den Eisprung beeinträchtigen. Ein unregelmäßiger Eisprung kann die Chance auf eine erfolgreiche Schwangerschaft negativ beeinflussen. Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), Schilddrüsenerkrankungen und Hyperprolaktinämie sind häufige hormonelle Ursachen.
- Männliche Faktoren: Veränderungen in der Spermienqualität und -quantität können ebenfalls zu sekundärer Infertilität beitragen. Ursachen können Varikozele, Infektionen, alters- oder lebensstilbedingte Veränderungen sein.
- Lebensstilfaktoren: Übergewicht, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum sowie Stress und Schlafmangel können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Diese Faktoren können nach einer ersten Schwangerschaft zunehmen oder persistieren.
Diagnose von sekundärer Infertilität
Die Diagnose beginnt mit einer umfassenden Anamnese beider Partner. Zu den spezifischen diagnostischen Tests können folgende gehören:
- Hormonuntersuchungen: Bluttests zur Bestimmung der Hormonspiegel (FSH, LH, Östrogen, Progesteron, Schilddrüsenhormone, Prolaktin).
- Bildgebende Verfahren: Ultraschalluntersuchungen zur Beurteilung der Gebärmutter und der Eierstöcke, Hysterosalpingographie (HSG) zur Überprüfung der Eileiterdurchgängigkeit und Magnetresonanztomographie (MRT) bei Verdacht auf tiefer liegende anatomische Probleme.
- Spermiogramm: Analyse der Spermienzahl, -beweglichkeit und -morphologie beim männlichen Partner.
- Biopsie der Gebärmutterschleimhaut: Zur Abklärung möglicher Infektionen wird ambulant etwas Gewebe der Gebärmutterschleim entnommen
- Laparoskopie: Ein minimal-invasiver Eingriff zur direkten Untersuchung der Beckenorgane, insbesondere bei Verdacht auf Endometriose oder Verwachsungen.
- Genetische Tests: Bei Verdacht auf genetische Anomalien, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen könnten.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung von sekundärer Infertilität hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab:
- Medikamentöse Therapie: Bei hormonellen Störungen können Medikamente wie Clomifen, Letrozol oder Gonadotropine den Eisprung induzieren. Metformin kann bei PCOS hilfreich sein.
- Chirurgische Eingriffe: Laparoskopische Operationen zur Entfernung von Endometrioseherden oder Verwachsungen, Myomektomie zur Entfernung von Uterusmyomen.
- Intrauterine Insemination (IUI): Eine Technik, bei der aufbereitete Spermien direkt in die Gebärmutter eingeführt werden, um die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung zu erhöhen.
- In-vitro-Fertilisation (IVF): Bei schwerwiegenderen Fällen, wenn andere Behandlungen nicht erfolgreich sind, kann IVF eingesetzt werden. Dies beinhaltet die Befruchtung von Eizellen außerhalb des Körpers und die Übertragung der Embryonen in die Gebärmutter.
- Lebensstiländerungen: Gewichtsreduktion, Gesunde Ernährung, Raucherentwöhnung, Reduktion des Alkoholkonsums und Stressmanagement können die Fruchtbarkeit verbessern.
- Mikronährstoffe: Einnahme von Kinderwunschpräparaten zur Förderung der Eizell- und der Spermienqualität. Wissenschaftliche Studien haben einen positiven Effekt auf sowohl Spermienanzahl und Spermienform und – beweglichkeit sowie auf die Follikelreifung, und die Embryoqualität nachgewiesen. VILAVIT Female und VILAVIT Male enthalten alle erforderlichen Wirkstoffe in optimaler Dosierung.
Die Rolle der psychischen Gesundheit
Neben den physischen Aspekten ist es wichtig, die psychischen Auswirkungen von sekundärer Infertilität zu berücksichtigen. Der Umgang mit der Enttäuschung und dem Stress, der mit dem Unvermögen, erneut schwanger zu werden, einhergeht, kann für Paare eine enorme Belastung darstellen. Der Schmerz des unerfüllten Kinderwunsches ist oft nicht geringer als bei jenen, die noch gar kein Kind haben. Professionelle psychologische Beratung oder auch der Austausch mit Freunden, Familie, Kinderwunsch Coaches oder anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen können hier emotionale Unterstützung bieten.
Sekundäre Infertilität ist eine komplexe und vielschichtige Herausforderung, die nicht nur körperliche, sondern auch emotionale Aspekte umfasst. Ein fundiertes Verständnis der zugrunde liegenden Ursachen durch eine sorgfältige Diagnostik und eine maßgeschneiderte Behandlung sind entscheidend, um betroffenen Paaren zu helfen, ihren Kinderwunsch zu erfüllen.