Frauen entscheiden sich heutzutage immer später dazu, ein Baby zu bekommen. Viele priorisieren zunächst stabile Lebensverhältnisse, beruflich Fuß zu fassen und eine feste Partnerschaft. Das Durchschnittsalter in Deutschland für das erste Kind ist so in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen: Während es vor zehn Jahren noch Ende 20 war, ist es heute Mitte 30. Auch eine Schwangerschaft mit 40 kommt für immer mehr Frauen in Frage. Doch lässt sich dieser späte Kinderwunsch mit der biologischen Uhr vereinbaren? Wir erklären dir, worauf du beim Schwanger werden mit 40 achten musst und wie du dir deinen Familientraum doch noch erfüllen kannst.
Fakt: Fruchtbarkeit nimmt ab 30 ab
Ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Fruchtbarkeit nach und nach ab. Das bedeutet nicht, dass das Kinderkriegen nun unmöglich wird. Es bedeutet lediglich, dass die Chancen auf einen goldenen Treffer etwas geringer ausfallen.
Während so die Wahrscheinlichkeit (ohne medizinische Vorbelastung) schwanger zu werden bei jüngeren Frauen in den Dreißigern bei etwa 75 % bewegt, liegt sie mit Vierzig nur noch bei 40-50 % und nimmt stetig ab.
Mythos: Schwangerschaft mit 40 unmöglich
Ein häufig verbreiteter Mythos rund um Kinderwunsch mit 40 ist, dass eine Schwangerschaft in diesem Alter nahezu unmöglich wird. Während es wahr ist, dass die Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter abnimmt und das Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft steigt, ist es dennoch möglich, auch mit 40 schwanger zu werden.
Fakt: Eizellreserve nimmt im Alter ab
Im Gegensatz zu Männern sind Frauen hinsichtlich der Fertilität etwas eingeschränkter. Während Spermien beim Mann zeitlebens regeneriert werden, ist der Bestand der Eizellen im weiblichen Eierstock leider begrenzt.
Die Eizellreserve einer Frau ist bereits bei ihrer Geburt festgelegt und nimmt im Laufe ihres Lebens kontinuierlich ab. Zu Beginn der Pubertät befinden sich rund 500.000 unreife Eizellen in den Eierstöcken, doch diese Anzahl nimmt mit jeder Monatsblutung ab. Gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit für genetisch auffällige Eizellen, aufgrund fehlerhafter Teilungsprozesse oder ungesunder Umwelteinflüsse (wie Nikotin, Alkohol, Entzündungen, Schadstoffe). Da außerdem die Produktion der weiblichen Hormone zurückgeht, lassen viele Frauen ihre Fruchtbarkeit mit Hilfe des Anti-Müller-Hormon-Wertes bestimmen.
Der Anti-Müller-Hormon (AMH) Wert ist ein Marker, der häufig verwendet wird, um die Eizellreserve einer Frau zu beurteilen. Er wird von den Granulosazellen in den Eierstöcken produziert und spiegelt die Anzahl der Eizellen wider, die einer Frau noch zur Verfügung stehen. Ein niedriger AMH-Wert kann auf eine verringerte Eizellreserve hinweisen, während ein hoher Wert auf eine größere Anzahl von verbleibenden Eizellen hinweisen kann.
Der AMH-Wert ist jedoch nur ein Indikator und kann nicht allein zur Bestimmung der Fruchtbarkeit einer Frau verwendet werden. Medizinisch gesehen gibt es einige Kritikpunkte am AMH-Wert, wie die mögliche Varianz von Labor zu Labor und die begrenzte Vorhersagekraft da andere Faktoren wie das Alter der Frau, die Regelmäßigkeit ihrer Menstruationszyklen und die Gesundheit der Gebärmutter ebenfalls berücksichtigt werden müssen.
Mythos: Schwangerschaft nur mit IVF möglich
Ein Mythos ist, dass Frauen über 40 automatisch eine In-Vitro-Fertilisation (IVF) benötigen, um schwanger zu werden. Während IVF in einigen Fällen hilfreich sein kann, ist sie nicht immer notwendig und viele Frauen in diesem Alter können auf natürliche Weise schwanger werden.
Fakt: Erhöhtes Risiko von Komplikationen
Fakt ist jedoch, dass mit zunehmendem Alter das Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft steigt.
Insbesondere das Risiko für das Down-Syndrom (Trisomie 21) bei Neugeborenen erhöht sich signifikant bei werdenden Müttern über 40. Dies ist einem Fehler bei der Chromosomenaufteilung zu schulden: Mit zunehmendem Alter fehlt dem Körper die erforderliche Energie für die fehlerfreie Durchführung der Meiose, der Zellteilung, die zur Bildung von Eizellen führt. Zusätzlich sind die Reperaturmechanismen weniger effizient. Mit zunehmendem Alter der Frau können die Reparaturmechanismen der Zelle weniger effizient arbeiten, um Fehler bei der Chromosomenaufteilung zu korrigieren. Dies führt dazu, dass das Chromosom 21 dreifach, statt zweifach vorhanden ist.
Weitere häufige Probleme bei einer Schwangerschaft im fortgeschrittenen Alter sind:
- Bluthochdruck
- Schwangerschaftsdiabetes
- Blutungen
- Anämie
- Gestosen
- Präeklampsie
Es ist wichtig, dass Frauen in diesem Alter sich dieser Risiken bewusst sind und gegebenenfalls genetische Beratung in Anspruch nehmen, um fundierte Entscheidungen über ihre Familienplanung zu treffen.
Resümee: Kinderwunsch in vielen Fällen erfolgreich
Es gibt keine konkrete Altersgrenze, bis zu welcher eine Frau schwanger werden kann. Auch mit 40 kann die natürliche oder künstliche Befruchtung noch gelingen und sich der Kinderwunsch erfüllen.
Voraussetzung dafür ist jedoch:
- regelmäßiger Zyklus mit Eisprung
- guter Immun- & Hormonstatus
- keine chronischen Infektionen
- keine organischen Erkrankungen oder genetische Belastungen
- ausreichende Samenqualität des Partners
Sind bereits Kinder vorhanden, bei welchen die Schwangerschaft problemlos verlief, stehen die Chancen gut, dass es auch bei einem späteren Versuch keine Komplikationen gibt. Dennoch sollten in jedem Fall bereits vor der geplanten Schwangerschaft bestimmte Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Dazu zählen:
- Ein gesunder Lebensstil (gesunde Ernährung, ausreichend Sport, wenig Stress, Verzicht auf Alkohol, Zigaretten & Drogen),
- eine ergänzende Einnahme von Mikronährstoffen (vor allem Folsäure)und
- zusätzliche, engmaschige Vorsorgeuntersuchungen (wie Arztgespräche, Ultraschalle, Amniozentese, etc).
Dem späten Mutterglück steht also prinzipiell nichts im Wege und du kannst auch noch mit 40 deine Familiengründung starten.