Vereinbarkeit von Kinderwunsch und Karriere: Ein Interview

Vereinbarkeit von Kinderwunsch und Karriere: Ein Interview

Liebe Theresa,

Du hast eine lange Kinderwunschreise hinter dir und bist nun endlich schwanger. Wir gratulieren von ganzem Herzen! Du bist beruflich sehr erfolgreich und hast gleichzeitig zahlreiche Kinderwunschbehandlungen durchlaufen. Wir freuen uns heute mehr dazu zu hören. 

Könntest du uns bitte ein wenig über deine Kinderwunschreise erzählen? 

Unsere Kinderwunschreise begann schon vor fast 4 Jahren. Wir hatten es relativ lange auf natürlichem Weg probiert, leider immer ohne Erfolg. Wir haben dann alle denkbaren Untersuchungen machen lassen aber ein medizinischer Grund für den ausbleibenden Erfolg wurde nie gefunden. Das war auf gewisse Weise zwar einerseits beruhigend, andererseits natürlich auch sehr frustrierend, weil man letztlich den Grund auch nicht beheben konnte.

Wie lange habt ihr versucht, auf natürliche Weise schwanger zu werden, bevor Ihr Euch für eine künstliche Befruchtung entschieden habt?

Das waren dann tatsächlich gute 3 Jahre. Ich wollte es lange nicht wahrhaben bzw. konnte nicht verstehen, wieso es nicht klappen wollte, wo doch gesundheitlich bei uns beiden scheinbar alles in Ordnung war. Ich war enttäuscht (auch von mir und meinem Körper) und habe einige Zeit gebraucht, um mich mit dem Gedanken einer künstlichen Befruchtung anzufreunden. Davor hatten wir noch einige Male versucht, per hormoneller Stimulation oder 1 mal auch per Insemination schwanger zu werden, aber letztendlich haben wir uns doch für die IVF entschieden.

Welche Ängst und Sorgen hattest Du im Vorfeld der künstlichen Befruchtung? Sind diese eingetreten?

Sorgen und Fragen hatte ich einige: wie werde ich die starke Hormonbehandlung vertragen, wie wird es mir psychisch im Prozess gehen, wird die Eizellentnahme sehr schmerzhaft sein, wie „natürlich“ ist dann dieser Prozess überhaupt noch, unterscheidet sich ein Embryo „aus dem Glas“ von einem natürlich gezeugten, etc. Letztendlich lief aber alles gut, ich habe die Medikamente gut vertragen und die Eizellentnahme schmerzt zwar kurz schon sehr, aber bei mir waren die Schmerzen eigentlich auch bereits 1 Stunde nach der Behandlung wieder so gut wie weg und es blieb lediglich die Müdigkeit für den Rest des Tages. Am nächsten Tag war ich wieder ganz fit. Seltsam finde ich aber nach wie vor den Gedanken der Kryokonservierung und die Vorstellung, dass aus ein und demselben Zyklus theoretisch in ein paar Jahren ein Geschwisterchen entstehen kann, das dann einfach jünger ist, obwohl die Befruchtung zum exakt gleichen Zeitpunkt stattgefunden hat. Andererseits ist es auch ein Wunder, was medizinisch alles möglich ist.

Du bist beim dritten Versuch schwanger geworden? Habt ihr etwas anders gemacht?

Beim dritten Versuch haben wir – nach einer Pause von drei Monaten – 3 Sachen anders gemacht:

  • Einerseits haben mein Mann und ich beide in den 3 Monaten vor der Eizellentnahme die Fertilitäts-Produkte von VILAVIT eingenommen
  • Außerdem habe ich ergänzend zur hormonellen Stimulation mit einer TCM Ärztin zusammengearbeitet. Sie hat mir Kräutergranulate für die unterschiedlichen Zyklusphasen verschrieben und Akupunkturbehandlungen durchgeführt
  • Zusätzlich hat meine Ärztin entschieden, dass wir die Eizellentnahme diesmal 2 Tage später durchführen würden, nachdem bei den beiden vorangegangen Versuchen auch viele unreife Eizellen entnommen wurden und die Befruchtungs- und Entwicklungsraten in den ersten 3-5 Tagen verbesserungsfähig waren

Ich kann nicht genau sagen, ob es eine Einzelmaßnahme oder das Gesamtpaket war: aber die Ergebnisse des dritten IVF Versuchs waren um Meilen besser. Es konnten deutlich mehr reife Eizellen entnommen werden, die Befruchtungsrate war hoch und am Tag 5 hatten wir eine so perfekt geformte Blastozyste, wie wir sie noch nie hatten, sowie 3 weitere sehr schöne Embryonen zum Einfrieren. Und 2 Wochen später konnte ich es kaum glauben, dass zum ersten Mal seit über 3 Jahren ein ganz leichter, zweiter Streifen auf meinem Schwangerschaftstest erschien. Ich habe zur Sicherheit gleich 3 Tests hintereinander gemacht 😊

Wie hat sich der Kinderwunsch auf dein Arbeitsleben ausgewirkt? Wie hast du deine Prioritäten gesetzt, um sowohl deine beruflichen als auch persönlichen Bedürfnisse zu erfüllen?

Ich arbeite generell meist gerne und wollte mein Leben auch nicht nur nach dem Kinderwunsch ausrichten, bei dem ja nicht mal sicher war, ob sich dieser jemals erfüllen würde. Gleichzeitig war aber klar, dass neben dem Arbeitsleben auch Platz sein muss, um Sport zu machen und sich zu entspannen, aber auch um Zeit zu finden für notwendige Untersuchungen und Termine mit Ärzten und in der Kinderwunschklinik.

Gab es spezifische Herausforderungen oder Schwierigkeiten am Arbeitsplatz während der IVF-Behandlung?

Am Schwierigsten war eigentlich die Eizellentnahme, da sie nur bedingt planbar ist und man bis kurz davor nicht wusste, an welchem Tag sie nun genau stattfinden würde. Gleichzeitig ist das aber auch der einzige Eingriff in der IVF Behandlung, der etwas länger dauert und nach dem man absolut nicht wieder ins Büro gehen kann, sondern sich zwingend freinehmen muss. Ich hatte dann aber wahrscheinlich auch ein bisschen Glück, dass eine Entnahme auf einen Fenstertag fiel und die andere auf meinen Geburtstag, an dem ich mir dann aus diesem Grund quasi „spontan“ den Nachmittag freinahm 😊 Alle anderen Termine konnte ich irgendwie reinquetschen, aber ich hatte schon einige Arzttermine, für die ich mich in der Arbeit entschuldigen musste. Ein Problem war das aber nicht und die Homeoffice Flexibilität hilft auch.

Wie hast Du es geschafft, den Stress und die Belastung durch die IVF-Behandlung mit deinem Berufsleben zu vereinbaren?

Ich war eigentlich meist froh, in der Arbeit auch eine Ablenkung von der langen und frustrierenden Kinderwunschreise zu haben. Mir hat die Arbeit geholfen, um einen klaren Kopf zu behalten und nicht im Frust zu versinken. Ich denke es ist aber auch wichtig, sich selbst außerhalb der Arbeit Gutes zu tun – für mich waren das beispielsweise Yoga und Gespräche mit einer auf Glücksforschung spezialisierten Psychologin. Am Wochenende habe ich die Zeit gerne in der Natur verbracht, entweder auf dem Rad oder beim Wandern. 

Welche Ratschläge würdest du anderen Personen geben, die versuchen ihren Kinderwunsch mit dem Arbeitsleben zu vereinbaren, insbesondere während einer IVF-Behandlung?

Ich weiß nicht, ob ich rückwirkend empfehlen würde, etwas anders zu tun, wie beispielsweise am Arbeitsplatz offen über das Thema IVF Behandlung zu sprechen. Ich wollte das nicht, da es für mich ein höchst persönliches Thema ist, das ich nicht mit meiner Karriere vermischen wollte, auch um keine unnötigen Nachteile für weitere Karriereschritte zu schaffen. Ich habe aber immer klar kommuniziert, wann ich Zeit für persönliche Termine brauchte und habe diese strikt in meinen Terminkalender eingetragen und auch nicht verschoben.

Witzigerweise hat mir vor nicht allzu langer Zeit dann aber sogar mein Chef ganz offen erzählt, dass er sich aufgrund einer Kinderwunschbehandlung seiner Frau einen Nachmittag frei nehmen muss. Also hätte er mich wohl auch gut verstanden und man merkt mal wieder, dass man nicht alleine ist auf dieser Reise.

Danke für deine Offenheit, über dieses Tabuthema zu sprechen. Das ist nicht selbstveränderlich und gibt anderen Betroffen Mut! Jetzt wünschen wir aber erstmals eine entspannte Schwangerschaft!