Was versteht man unter Osteopathie?
Die Osteopathie ist eine ganzheitliche Methode die sich am Auffinden und Behandeln der Ursachen von Beschwerden orientiert. Spannungsketten im Körper die sich im Laufe längerer Zeit gebildet haben, führen zu Einschränkungen von Bewegungsmöglichkeiten auf die der Körper mit Veränderungen, Anpassungen und Kompensation reagiert. Werden diesen nicht behandelt, so kommt es zu Bewegungs- und Funktionsstörungen und letztendlich reagiert der Körper mit Schmerzen.
Welche Rolle spielt der osteopathische Ansatz beim Thema Kinderwunsch?
Wie schon gerade erwähnt, ist es eine ganzheitliche Methode. Man bezieht das Fasziensystem, genauso wie das craniosacrale System mit ein. Durch eine Behandlung soll die Durchblutung im Bauchraum verbessert und somit eine Einnistung der Eizelle begünstigt werden. Das Nervensystem wird entspannt und es findet eine Zyklusregulation statt.
Wie ist Deine Herangehensweise bei neuen Patienten? Wie läuft der typische Behandlungsplan ab?
Das ist eigentlich das ganz Tolle an meiner Arbeit, dass es nie dasselbe ist. Jede Frau ist anders, jede Geschichte ist eine eigene.
Ich beginne immer mit einem Gespräch, dabei wird eine Anamnese erstellt.
Hier frage ich neben vielen grundsätzlichen Angaben zur Patientin zb ab, wie regelmäßig der Zyklus ist, wie lange er dauert, ob es Eisprünge gibt etc.
Dann kommt es sehr darauf an, in welcher Phase sich die Frau bzw das Paar befindet. Ist es am Beginn der Kinderwunschreise, ist es ein Paar, das schon sehr viele Untersuchungen hinter sich hat, oder ist es ein Paar, das sich in Mitten einer künstlichen Befruchtung, auch IVF, befindet.
Für mich ist es wichtig zu wissen, gibt es Narben im Körper, speziell im Bauchbereich, zB eine Blinddarmnarbe, die in den tiefen Schichten verklebt ist? Gab oder gibt es viele Blasenentzündungen. All das hängt zusammen.
Durch viszerale Schnelltests schafft man sich einen Überblick über die Bauchregion. Aber auch die Wirbelsäule sehe ich mir genau an.
Dadurch, dass ich schon lange im Kinderwunschbereich tätig bin, habe ich viele Methoden, die sich bewährt haben aber auch einige neu adaptiert bzw habe ich nach einiger Zeit festgestellt, dass es sehr wichtig ist, zyklusabhängig zu arbeiten.
Daher habe ich eine eigene Methode entwickelt und behandle in der ersten Zyklushälfte anders als in der zweiten. Aber auch bei IVF`s bereite ich sehr gerne die Frauen auf die Entnahme der Eizellen vor und habe herausgefunden, welch ein positiver Input es ist auch am Tag des Transfers zu arbeiten.
Wie lange dauert in der Regel eine osteopathische Behandlung, um positive Auswirkungen auf den Kinderwunsch zu erzielen?
Leider gibt es kein Patentrezept und es wäre unseriös zu sagen, nach 3 Behandlungen ist man schwanger. Die Behandlungen bereichern immer den Kinderwunsch, da man sich mit seinem Körper auseinandersetzt.
Gibt es bestimmte Lebensstiländerungen oder Ergänzungen zur osteopathischen Behandlung, die Paare mit Kinderwunsch in Betracht ziehen sollten, um die Chancen auf eine erfolgreiche Empfängnis zu verbessern?
Natürlich ist es optimal, wenn man sich ausgewogen ernährt, nicht raucht, idealerweise nicht allzu viel Alkohol trinkt, sich ausreichend bewegt, gute unterstützende Nährstoffe zu sich nimmt und vor allem seinen Körper kennt.
Damit meine ich aber auch, zu wisse: Was tut mir gut, was nicht. Wie kann ich mich selbst in dieser Zeit, die einen schon mal an seine persönlichen Grenzen bringen kann, an erste Stelle setzen, die sogenannte Selbstfürsorge.
Gibt es Situationen, in denen eine osteopathische Behandlung möglicherweise nicht die geeignete Option für Paare mit Kinderwunsch ist?
Da Osteopathie unterstützend gesehen werden darf, gibt es grundsätzlich keine Einschränkungen.
Jedoch glaube ich, man sollte nicht zu viele verschiedene Methoden gleichzeitig ausprobieren (Akupunktur/ Shiatsu/ TCM Kräuter/ KinderwunschYoga/ Hypnose etc).
Oft kommen Patientinnen mit einer langen Liste, was sie und ihr Partner schon alles für den Kinderwunsch tun bzw auch auf was sie alles schon verzichten. Da denke ich wieder an meinen berühmten roten Faden. Zuviel des Guten verunsichert eher nur und man befindet sich bald in einem Strudel, wo man das Gefühl bekommt: Man tut ja eh alles und es funktioniert trotzdem nicht. Das führt leider zur großen Frustration.
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